Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 172

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brikinspektorat wenden. Ferner auch, daß immer häufiger Unternehmer um Auskunft nachsuchen über die gesetzlichen Vorschriften, die Arbeitszeit, Beschaffenheit der Arbeitsräume, das Trucksystem etc. betreffend. Leider ist die Zahl der von den Inspektorinnen vorgenommenen Revisionen gegen die Hälfte kleiner als voriges Jahr. Dies infolge des Umstandes, daß die Inspektorinnen mit einer Reihe von wichtigen Spezialuntersuchungen betraut waren, betreffend den gesundheitsschädlichen Einfluß der Arbeitsbedingungen auf den weiblichen Organismus in bestimmten Industrien. Der Bericht erweist sinnfällig sowohl die Notwendigkeit der weiteren Ausdehnung des gesetzlichen Arbeiterinnenschutzes wie die Vermehrung der Zahl der weiblichen Gewerbe-Aufsichtsbeamten. Er spricht abermals beredt von der Fähigkeit, dem Eifer und dem Pflichtgefühl, mit welchen die englischen Fabrikinspektorinnen ihres Amtes walten. Ihre Leistungen wurden rückhaltlos von den Vorgesetzten, der Presse jeder politischen Schattierung, vor allem von den Arbeiterinnen anerkannt. Auf die Anregung der früheren Hauptinspektorin, Mrs Tennant hat sich deshalb ein Komitee gebildet, das den Zweck verfolgt, den Arbeiterinnen den ausgedehntesten Schutz der Fabrikinspektorinnen und der Gesetzgebung zuteil werden zu lassen. Es sammelt einen Fonds, aus dem Arbeiterinnen, welche infolge von Beschwerden an die Fabrikinspektion gemaßregelt worden sind, unterstützt werden und die Mittel erhalten, die Gerichte gegen ihre ehemaligen Ausbeuter anzurufen. Dem Komitee gehören Damen des reichsten Adels an, der Bischof von London etc. Der Minister des Innern empfing kürzlich eine Deputation des Komitees, der er die Versicherung gab, demnächst zwei weitere Inspektorinnen anstellen zu wollen.

Sächsische Arbeiter-Zeitung (Dresden),

Nr. 227 vom 30. September 1898.

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