Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 151

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rasche Entscheidung zu drängen und eventuell selbst das Kriegsministerium zu übernehmen, um zu verhindern, daß die Kammer vor der Verhandlung des Kassationshofs zu Wort komme. Die boulangistischen Abgeordneten[1] planen für Montag eine gemeinsame Kundgebung gegen die Revision.

Der „Siècle“ veröffentlicht eine Note, in der erklärt wird, Hanotaux habe niemals die falschen Papiere des sogenannten allergeheimsten Dossiers Dreyfus für echt gehalten, im Gegenteil, wenn es nur auf Hanotaux angekommen wäre, wären die Fälscher bereits lange entdeckt und bestraft. Die französische Regierung sei in keiner Hinsicht in alle diese Fälscher-Affären verwickelt gewesen. Kein Ministerium habe diese Fälschungen gekauft. Die falschen Papiere seien aus dem Informationsbüro des Generalstabes, wo sie gekauft oder fabriziert wurden, niemals herausgekommen.

Nach einer Meldung der Brüsseler „Reforme“ unterliegt es keinem Zweifel, daß Esterhazy in Gesellschaft eines Redakteurs des Pariser Hetzblattes „Patrie“ in Ostende weilte und unter einem falschen Namen im Hotel Fontaine abstieg. Esterhazy verschwand, als sein Aufenthalt entdeckt wurde.

Sächsische Arbeiter-Zeitung (Dresden),

Nr. 212 vom 13. September 1898.

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[1] Boulangistische Abgeordnete waren wie der französische General Georges Boulanger Feinde der Republik. Der General versuchte 1899 erfolglos, eine Militärdiktatur zu errichten, und floh, als er scheiterte, nach Belgien.