Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 134

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Das polnische Volk würde in der Tat schönen Zeiten entgegengehen, wenn die Schlachtizen ihren Gelüsten freien Lauf lassen dürften. – Während die Adeligen in ihren politischen Betrachtungen Orgien der Reaktion feiern, zahlt das Volk für ihre Sünden mit schweren Freiheitsopfern. Im Ganzen wurden während der Tumulte 3500 Personen verhaftet, davon wurden 2500 nach einigen Tagen freigelassen, und 1000 sind in Haft geblieben, um sich vor den Gerichten zu verantworten. Auf Zeit berechnet, sehen die Kosten der Bauern-Exzesse folgendermaßen aus: In vorläufiger Haft wurden insgesamt 35000 Tage abgebüßt, die Haft in den Bezirkskriminalgerichten betrug bis jetzt durchschnittlich einen Monat, also in Summa 82 Jahre. Wie aus den bisherigen Gerichtsverhandlungen folgt, beträgt die Strafe durchschnittlich zwei Monate schweres Gefängnis (mit Fasten), im ganzen dürften also zirka 100 Jahre herauskommen. Alles zusammen gerechnet, betragen die Kosten der Schlachtizenwirtschaft für das Bauernvolk in diesem Fall etwa 500 Jahre Gefängnis! …

Sächsische Arbeiter-Zeitung (Dresden),

Nr. 179 vom 5. August 1898.

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