dieselbe nur in der Meinung politischer Analphabeten oder des Herrn von der Recke[1] die Wiederherstellung Polens bedeutete. Wie jedermann, der die Verhandlungen des Londoner Kongresses verfolgt hat, weiß, wurde gerade unter Annahme dieser Resolution der andere auf die Wiederherstellung Polens gerichtete Antrag schon in der Kommission verworfen. Im Geiste des Londoner Kongresses sollte also die polnische Konferenz den nationalistischen Schwankungen vielmehr ein Ende machen.
Zweitens müßte die Konferenz die Frage der gewerkschaftlichen Organisation in ganz anderer Weise behandeln als bis jetzt. Anläßlich der bekannten Erörterungen bezüglich der Gewerkschaftsbewegung auf dem Kölner Parteitag[2] sprach sich ein polnisches Vorstandsmitglied im „Vorwärts“ dahin aus, in Preußisch-Polen seien lediglich politische Organisationen möglich oder erwünscht. Es ist klar, daß da ein gründlicher Irrtum vorliegt. Unter den gegebenen Verhältnissen ist der erste Schritt, der zu tun wäre – gerade die Fachorganisation. Das Zustandebringen einer solchen in Oberschlesien ist sogar eine Lebensfrage für die Bergarbeiterbewegung in ganz Deutschland. Die Erörterung der Frage, wie und was in dieser Hinsicht zu geschehen hat, muß denn auch von der Konferenz als eine ihrer ersten Aufgaben betrachtet werden.
Drittens muß die „Gazeta Robotnicza“, damit sie mehr Fühlung mit der Provinz gewinnt, nach Posen oder Breslau verlegt und ihr Charakter, soweit bei den gegebenen Kräften möglich, in zweckentsprechender Weise verändert werden.
Viertens muß die Konferenz für eine regelmäßige Herstellung und Verbreitung von Flugblättern in Oberschlesien, wo ihnen angesichts der Unmöglichkeit, Versammlungen abzuhalten, eine besondere Bedeutung zukommt, sorgen.
Wird die Konferenz der polnischen Genossen den erwähnten Aufgaben gerecht werden, so kann sie – aber auch nur in diesem Falle – als ein Schritt vorwärts aus der jetzigen untröstlichen Lage der polnischen Bewegung begrüßt werden.
[1] Der Minister des Innern, Eberhard Freiherr von der Recke, hatte während einer Debatte im preußischen Abgeordnetenhaus im Januar/Februar 1897 eine Interpellation polnischer Abgeordneter zur Polenpolitik der Regierung zurückgewiesen und versucht, die nationale Unterdrückung der Polen zu rechtfertigen.
[2] Im Mittelpunkt der Beratungen des Parteitages der deutschen Sozialdemokratie vom 22. bis 28. Oktober 1893 in Köln hatte das Verhältnis von Partei und Gewerkschaften gestanden. Versuche reformistischer Gewerkschaftsführer, die Unterordnung der Partei unter die Gewerkschaften zu erreichen, waren energisch zurückgewiesen worden. Der Parteitag hatte seine Sympathie mit der Gewerkschaftsbewegung bekundet und es den Sozialdemokraten zur Pflicht gemacht, die gewerkschaftlichen Organisationen zu stärken.