Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 676

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Ein Ergebnis der Weltpolitik

Leipzig, 25. Januar

Die nunmehr sichere Niederlage der Engländer im südafrikanischen Kriege[1] wird zweifellos mehrere weitgehende Verschiebungen in der politischen Weltlage nach sich ziehen, die jedoch in diesem Augenblicke in ihrem ganzen Umfange noch kaum zu überblicken sind und die zu registrieren deshalb verfrüht wäre. Was z. B. die internationalen Verhältnisse betrifft, so muß man unbedingt erst den Abschluß des Krieges und namentlich das Verhalten Rußlands abwarten, um die Ergebnisse mit Sicherheit berechnen zu können.

Allein einige Folgen ergeben sich bereits jetzt ganz zweifellos aus dem Transvaalkriege, und sie sind schon für sich weittragend genug, um namentlich vom Standpunkte der demokratischen Entwicklungsinteressen in ihrer Bedeutung gewürdigt zu werden. Eines dieser unzweifelhaften Ergebnisse der englischen Niederlagen für England scheint uns die nunmehr unvermeidliche Reorganisation seines Wehrwesens zu sein.

England ist der letzte der Großstaaten, der das System des Werbeheeres bis jetzt beibehalten hat. Freilich ist dieses Heer nach modernen Prinzipien geschult, und freilich ist es ferner nicht im geringsten ausgeschlossen, daß auch eine auf allgemeiner Wehrpflicht beruhende Armee in dem gegenwärtigen Kriege gegen die Buren – im. fremden Erdteil, unter ungünstigen geographischen Verhältnissen – ebenso elend Schiffbruch gelitten hätte. Jedoch wird auch die heutige Heeresorganisation unzweifel-

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[1] Nach der Entdeckung von Goldfeldern in Transvaal hatte England im Oktober 1899 einen Krieg gegen die Burenrepublik in Südafrika provoziert. Nach anfänglichen militärischen Schwierigkeiten gelang es England durch einen brutalen Unterdrückungsfeldzug, die Buren im Mai 1902 der britischen Herrschaft zu unterwerfen.