Internationaler Sozialistenkongreß vom 23. bis 27. September 1900 in Paris
[1]Rede über den Völkerfrieden, den Militarismus und die stehenden Heere
[2]Beide Kommissionen[3], die vierte und die fünfte, haben von Anfang an zusammen getagt, weil der Militarismus und die Kolonialpolitik gegenwärtig nur zwei verschiedene Seiten der einen Erscheinung Weltpolitik sind. Auf internationalen Kongressen ist der Protest gegen den Militarismus nichts Neues, in seinem richtigen Instinkt hat das Proletariat von jeher empfunden, daß es im Militarismus den Todfeind aller Kultur zu erblicken hat. Schon die alte Internationale hat mehrfach solche Proteste formuliert. Für uns handelt es sich aber nicht bloß um Wiederholung der früheren Beschlüsse, sondern darum, etwas Neues zu schaffen gegenüber der neuen Erscheinung der Weltpolitik. Die Rednerin schildert unter dem Beifall des Kongresses die Delirieren der Weltpolitik, den Malstrom der Kolonialpolitik, die in den letzten 6 Jahren 4 blutige Kriege herbeigeführt haben. Dagegen dürfen sich die Sozialisten nicht mehr auf platonische Deklarationen beschränken. Bisher gab es nur auf ökonomischem Gebiet internationale praktische Aktionen. Die wirtschaftliche Abhängigkeit der Arbeiter eines Landes von der Lage der Arbeiter anderer Länder ist frühzeitig zutage getreten und hat bereits in einer internationalen gewerkschaftlichen und auf den Arbeiterschutz gerichteten Aktion Ausdruck gefunden. In politischer Beziehung war der enge Zusammenhang der Interessen der Arbeiter verschiedener Länder viel weniger greifbar. Allein auch hier hat die Weltpolitik einen Umschwung herbeigeführt. Derselbe Militarismus, Marinismus, dieselbe Jagd nach Kolonien, dieselbe Reaktion überall und
[1] Redaktionelle Überschrift.
[2] Redaktionelle Überschrift.
[3] Auf dem Internationalen Sozialistenkongreß 1900 in Paris waren zur Vorbesprechung der einzelnen Tagesordnungspunkte und zur Ausarbeitung von Resolutionen zwölf Kommissionen gebildet worden, in die jede Nation je zwei Mitglieder entsandte.