Possibilismus, Opportunismus
Dresden, 29. September
Genosse Heine hat bekanntlich zum Parteitag eine Broschüre unter dem Titel „Wählen oder Nichtwählen?“[1] verfaßt, worin er für die Beteiligung an den preußischen Landtagswahlen eintritt. Es ist nicht dieses Hauptthema des Schriftchens, das uns im gegebenen Fall veranlaßt, einige Bemerkungen auszusprechen, sondern zwei Worte, die er im Laufe seiner Beweisführung hat fallenlassen und auf die wir infolge der bekannten Vorgänge in der Partei in der letzten Zeit mit besonderer Empfindlichkeit reagieren: Possibilismus und Opportunismus. Heine meint, die ganze Abneigung der Partei gegen die genannten Richtungen beruhe auf einem Mißverständnis über die wahre sprachliche Bedeutung dieser Fremdwörter. Genosse Heine hat nun ach! wie Faust Juristerei, aber ach! nicht wie Faust noch vieles andere durchaus studiert mit heißem Bemühn. Und im Geiste echt juristischer Denkweise sagt er sich: Im Anfang war das Wort. Wollen wir wissen, ob Possibilismus und Opportunismus der Sozialdemokratie schaden oder nützen können, so haben wir nur das Fremdwörterbuch nachzuschlagen, und in fünf Minuten ist die Frage gelöst. Das Fremdwörterbuch belehrt uns nämlich, daß der Possibilismus „eine Politik sei, die das unter den gegebenen Verhältnissen Mögliche anstrebt“. Und Heine ruft dann aus: „Ja, ich frage alle vernünftigen Menschen, soll denn die Politik das unter den gegebenen Verhältnissen Unmögliche anstreben?“[2] Ja, antworten wir ihm als vernünftige Menschen, wenn die Lösung der Fragen der Politik und Taktik so einfach wäre, so würden die Lexikographen die weisesten Staatsmänner sein, und wir müßten anstatt