Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 229

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sozialdemokratischer Vorträge populäre Vorlesungen aus der Sprachkunde bei uns einführen.

Gewiß, unsere Politik soll und kann nur das unter den gegebenen Verhältnissen Mögliche anstreben. Aber damit ist noch durchaus nicht gesagt, wie, in welcher Weise wir das Mögliche anstreben sollen, indes liegt hier der Schwerpunkt.

Es ist seit jeher die Grundfrage der sozialistischen Bewegung gewesen, wie die praktische unmittelbare Tätigkeit in Einklang mit den Endzielen zu bringen sei. Je nach der verschiedenen Lösung dieser Frage unterscheiden sich verschiedene „Schulen“ und Richtungen des Sozialismus. Und die Sozialdemokratie ist eben die erste sozialistische Partei, die das schließliche revolutionäre Ziel mit einer praktischen alltäglichen Tätigkeit glücklich zu vereinigen verstand und dadurch breite Volksmassen in den Kampf hineinzuziehen vermochte. Worin besteht denn diese besondere und glückliche Lösung? Ganz kurz und allgemein ausgedrückt: in der Gestaltung des praktischen Kampfes gemäß den allgemeinen Grundsätzen des Programms. Das wissen wir ja alle auswendig! ruft man uns zu, und sind dabei so klug als wie zuvor. Doch nein, wir glauben, daß dieser Satz bei seiner ganzen Allgemeinheit einen sehr handgreiflichen Wegweiser für unsere Tätigkeit bildet. Wir wollen es an zwei aktuellen Fragen des Parteilebens kurz illustrieren – an dem Militarismus und der Zollpolitik.

Prinzipiell sind wir – wie jedermann, der unser Programm kennt, weiß – gegen allen Militarismus und alle Zollpolitik. Folgt daraus, daß unsere Vertreter im Reichstag allen Verhandlungen über diesbezügliche Gesetzesvorlagen ein kurzes und nacktes Nein entgegensetzen müssen? Durchaus nicht, dies wäre eine für eine kleine Sekte und nicht für eine große Volkspartei geziemende Haltung. Unsere Vertreter müssen auf die jedesmalige Vorlage eingehen, die Gründe erwägen, aus den gegebenen konkreten Verhältnissen, aus der augenblicklichen ökonomischen und politischen Lage, nicht aus einem leblosen und abstrakten Prinzip heraus urteilen und argumentieren. Aber das Ergebnis muß und wird, wenn wir die jedesmaligen Verhältnisse und die Volksinteressen richtig beurteilen, ein Nein sein. Unsere Losung ist: Diesem System keinen Mann und keinen Groschen! Aber es kann für uns kein System geben, das nicht eben dieses System wäre. Wir sagen bei jeder neuen Zollerhöhung: Wir sehen keinen Anlaß, in der gegebenen Lage dem Zoll zuzustimmen. Aber es kann für uns keine Lage geben, in der wir zu einem anderen Schluß kommen könnten. Nur auf diese Weise gestaltet sich unser praktischer Kampf zu dem, was er sein soll: zur Durchführung der Grundsätze in dem ge-

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