Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 286

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derum nur die Ausfuhr nach einem Lande – Japan. Im Jahre 1896 vertraten hier die Vereinigten Staaten nur 26 Prozent, England 65 Prozent der Gesamteinfuhr an Lokomotiven, im Jahre 1897 steigt der Anteil der Vereinigten Staaten auf 57 Prozent, derjenige Englands sinkt auf 43 Prozent, und der Import aus anderen Ländern verschwindet gänzlich. Dasselbe betrifft die Einfuhr anderer Eisenbahnmaterialien.

Wie in Ostasien, so bereitet die amerikanische Industrie namentlich in Südamerika der englischen eine arge Konkurrenz. Mit einem Worte, die Vereinigten Staaten haben sich aus einem Absatzmarkt für die europäische Industrie zum kapitalistischen Ausfuhrstaat entwickelt, der der letzteren noch in anderen Ländern den Platz streitig macht. Und die Folgen davon? Der Weltmarkt wird immer enger, die entwickelten Produktivkräfte überholen immer mehr die Absatzmöglichkeit, der Konkurrenzkampf wird immer verzweifelter, und ein mehr oder weniger allgemeiner Handelskrach wird als unausbleibliches Ergebnis über kurz oder lang die kapitalistischen Länder erschüttern. Die industrielle Entwicklung der Vereinigten Staaten mit allen ihren Zusammenhängen gibt wieder der famosen Theorie von der kapitalistischen „Anpassung“ der Produktion an den Bedarf eine harte Nuß zu knacken.

VII Riesenwerke des Kapitalismus

Die in der letzten Zeit immer häufiger vorkommenden Zusammenstöße der europäischen Kolonialmächte in Asien und Afrika haben eine neue Tendenz, die auch für die allgemeine wirtschaftliche und soziale Entwicklung von großer Bedeutung sein wird, zum Ergebnis gehabt, nämlich die Tendenz der Kolonialstaaten, ihre zerstreuten außereuropäischen Besitzungen durch grandiose Eisenbahnerrichtungen in je einem zusammenhängenden Komplex zu vereinigen. So ist jetzt England im Begriffe, seine asiatischen und afrikanischen Kolonien durch eine Eisenbahnlinie zu verbinden. Sie soll in Ägypten beginnen, dann über Nordarabien und Südpersien längs der persischen Küste bis Karachi an der Mündung des Indus laufen. Da bei Karachi bereits der Eisenbahnverkehr mit allen Hauptpunkten Indiens, Lahore, Kalkutta, Bombay und Madras, beginnt, so wäre mit der Errichtung der nun geplanten Linie eine ununterbrochene Eisenbahnverbindung zwischen Indien und Ägypten hergestellt. Der von der „Contemporary Review“ veröffentlichte Plan dieser Eisenbahn war bereits

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