Die Kosten eines Sieges
Leipzig, 19. Dezember
Die Friedensverhandlungen zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten haben den Sieg der Union besiegelt.[1] Die nordamerikanische Union erwirbt eine Gebietsfläche von 400 000 Quadratkilometern mit einer Einwohnerzahl von ungefähr 12 Millionen, wovon 7 der gelben und 1 Million der schwarzen Rasse angehören.
Es ist interessant, sich die Frage zu stellen, wieviel dieser Sieg die Vereinigten Staaten wohl gekostet haben mag. Menschenopfer zählen wir dabei nicht, der Sieg soll zunächst in dem obersten heutigen Wertmesser aller Dinge – in Geld eingeschätzt werden.
Gleich nach der Explosion der „Maine“[2] war man sich in der Union über die Unvermeidlichkeit des Krieges klar und nahm rasch die Kriegsvorbereitungen in Angriff. Auf den ersten Schlag bewilligte der Kongreß am 9. März für Zwecke der „Nationalverteidigung“ einen Kredit von 50 Millionen Dollar[3], die auch in wenigen Wochen verausgabt wurden. Es wurde eine neue Hilfsflotte von 101 Fahrzeugen für 18 Millionen Dollar erworben. Einzelne Kreuzer, wie der „Havard“ und der „Yale“, kosteten während des Krieges 2 000 Dollar täglich, der „Heilige Ludwig“ und der „Heilige Paul“ je 2500 Dollar täglich. Gleichfalls teuer kamen die Marinekanonen zu stehen. Jeder Schuß einer Kanone von 13 Zoll belief sich auf 560, einer Kanone von 8 Zoll auf 134 Dollar.
[1] Im Ergebnis des spanisch-amerikanischen Krieges von April bis Dezember 1898, des ersten imperialistischen Krieges um die Neuverteilung der Welt, verstärkten die USA ihren Einfluß in Lateinamerika, erweiterten ihr Kolonialreich durch Kuba, Puerto Rico und Guam und eroberten mit den Philippinen eine strategisch wichtige Militärbasis in Ostasien.
[2] Eine Explosion auf dem amerikanischen Kreuzer „Maine“ im Februar 1898 im Hafen von Havanna, für die Spanien verantwortlich gemacht wurde, war der willkommene Anlaß für die USA, im April 1898 Spanien den Krieg zu erklären.
[3] 1 Dollar = 4,50 Mark. [Fußnote im Original]