Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 744

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gen waren, was jenen materiellen und geistigen Verfall des Proletariats herbeiführte, dessen grauenhaftes Bild uns Engels in seiner „Lage der arbeitenden Klassen in England“ gibt. Dann beginnt seit ungefähr Mitte des Jahrhunderts ein Aufstieg aus diesem Abgrund des Elends, der in den 70er und anfangs der 80er Jahre seinen Höhepunkt erreicht. Die meisten gelernten Gewerbe weisen dabei eine beträchtliche, in einzelnen Fällen sehr starke, die einfache Arbeit eine geringere Lohnsteigerung auf. Zugleich entwickelt sich aber stark die Frauen- und Kinderarbeit, die auf das allgemeine Lohnniveau herabdrückend wirkt. Seit den 80er Jahren wird die Bewegung immer langsamer, zum Teil steigen die Löhne noch weiter, zum Teil gehen sie etwas zurück, im ganzen zeigen sie wenig Veränderung.

Das ist so ziemlich alles, was man mit gutem Gewissen aus dem von Nostitz gelieferten Material schließen kann. Im Abschnitt über die Arbeitslöhne spricht er sich auch im ähnlichen Sinne aus. Nicht so aber in seinen zusammenfassenden Betrachtungen. Hier tritt schon als Basis der Betrachtungen regelmäßig die Giffensche „Schätzung“ auf, wonach die Gesamtheit der Löhne sich mehr als verdoppelt hat. Darauf wird das Räsonnement gestützt, daß die Arbeiterklasse in England viel stärker als alle anderen Volksklassen in ihrem Wohlstand gestiegen sei.

Noch ein Schritt, und uns wird als „überzeugend nachgewiesen“ die Giffensche Berechnung aufgetischt, wonach die Arbeiter diejenigen seien, die überhaupt den ganzen Zuwachs des Reichtums in England seit Mitte des Jahrhunderts verschlungen und den armen Kapitalisten nicht ein Krümchen davon übriggelassen haben!

Wie diese unschätzbaren „Schätzungen“ Giffen-Nostitz´ mit den Tatsachen übereinstimmen bleibt zu zeigen.

III

Leipzig, 22. Mai

Während Nostitz bei der Darstellung der Lohnsteigerung der englischen Arbeiterschaft, wie gesagt, ein buntes und widerspruchsvolles Material zusammenwirft, lehnt er sich in der sozialen Einschätzung dieses materiellen Aufstiegs gänzlich an Giffen an, den er ganz kritiklos abschreibt.

Nach Giffen belief sich die Zahl der steuerpflichtigen Erbschaftsmassen im Jahre 1838 auf 25 000 im Gesamtbetrag von 55 Mill. Pfd. St. und im Durchschnittsbetrag von 2 160 Pfd. St.; im Jahre 1882 aber auf 55 000 im Gesamtbetrag von 140 Mill. und im Durchschnittsbetrag von 2 500 Pfd. St.

Ferner stieg, immer nach Giffen, das steuerpflichtige Einkommen aus

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