Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 115

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Vorwort

[1]

Obwohl das Thema der nachstehenden Abhandlung ein sehr spezielles ist, glauben wir doch, daß es aus verschiedenen Gründen auch für den westeuropäischen Leser ein nicht geringes Interesse bieten dürfte. Die ökonomischen Fragen stehen heute im Vordergrunde des geistigen Lebens aller zivilisierten Länder, man hat in ihnen bereits die Triebfeder des ganzen gesellschaftlichen Seins und Werdens erkannt; die politische Physiognomie, die historischen Schicksale eines Landes sind für uns ein Buch mit sieben Siegeln, wenn wir nicht sein wirtschaftliches Leben mit allen sich daraus ergebenden sozialen Folgen kennen.

Es ist noch nicht lange her, daß Polens Name in der ganzen zivilisierten Welt widerhallte, daß seine Geschicke alle Gemüter bewegten, alle Herzen in Erregung brachten. In der letzten Zeit hört man wenig mehr von Polen, und zwar – seit Polen ein kapitalistisches Land ist. Will man nun wissen, was aus dem alten Rebellen geworden, wohin ihn die historischen Schicksale lenken – die Antwort kann nur durch die Erforschung seiner ökonomischen Geschichte der letzten Jahrzehnte gegeben werden. Man kann die sogenannte polnische Frage von verschiedenen Standpunkten betrachten und diskutieren, für denjenigen aber, der in der materiellen Entwicklung der Gesellschaft den Schlüssel zu ihrer politischen Entwicklung erblickt, kann die polnische Frage nur auf Grund des ökonomischen Lebens Polens und dessen Tendenzen gelöst werden. Wir haben uns bemüht, in der folgenden Abhandlung das vorhandene Material zur Lösung der Frage zu sammeln und möglichst übersichtlich zu ordnen, wobei wir uns stellenweise auch einige direkte Fingerzeige politischer Natur erlaubt

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[1] In dieser Dissertation sind die Fußnoten Rosa Luxemburgs mit [Fußnote im Original] gekennzeichnet.