Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 597

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-1-1/seite/597

Arbeitswerkzeuge und -materialien, die besonders bei den Schauerleuten, in der Konfektion u. a. in Anwendung gekommen sind und wobei die Arbeiter gezwungen werden, die Gegenstände mit einem Preisaufschlag von 15-25 Prozent zu bezahlen. Eine andere Neuerung, die vielfach auf eine Lohnkürzung hinauslief, ist der Übergang vom Taglohn zum Stundenlohn, der z. B. für die Werftarbeiter in Hamburg erst im Jahre 1888 zur allgemeinen Regel geworden ist; bei den Saisonarbeitern bedeutet der Stundenlohn im Winter bei kurzem Arbeitstag tatsächlich einen Verlust im Arbeitseinkommen gegen die frühere Zeit.

Dies die mannigfaltigen Tatsachen, die seit den 70er Jahren, d. h. seit dem Aufkommen der Großindustrie in Deutschland, nach und nach dahin zusammengewirkt haben, die wirtschaftliche Lage des Arbeiters immer unerfreulicher zu gestalten, die Löhne herabzudrücken, die kapitalistischen Profite hinaufzuschrauben.

II

Leipzig, B. November

Unter der Einwirkung so vieler und verschiedenartiger Ursachen gingen auch die Löhne seit dem Aufkommen der Großindustrie durchweg stark herunter. Da von bürgerlicher Seite diese Tatsache hartnäckig verneint wird, mögen sie einige Zahlen bestätigen.

So wird über die Lohnverhältnisse der Hamburger Maurer berichtet, daß, während 1842 für die Vermauerung von 1 000 Steinen 9,60 M gezahlt wurde, 1873 es nur noch 6,60 M gab. Derselbe Satz ist noch Ende der 90er Jahre üblich.[1]

Die Arbeitseinkommen der Ewerführer[2] waren seit 1874 so heruntergekommen, daß sie 1886, also noch vor der 1888 eingetretenen Teuerung, sich genötigt sahen, für die Anerkennung des Lohntarifs von 1874, d. h. für 3,60 M Tagelohn (bei einer Arbeitszeit von 131/2 Stunden ohne bestimmte Eßpausen), einzutreten. 1888, nach der durch den Zollanschluß eingetretenen Preissteigerung, gelang es ihnen, den Tagelohn nur auf 4 M zu bringen, allein noch 1890 sehen wir sie um denselben Lohn abermals und resultatlos kämpfen.[3]

Bei den Schauerleuten sind die Löhne seit 1874 bis 1887 um 200-300 M jährlich gesunken! Das anhaltende Sinken der Löhne zeigen insbesondere die Reduktionen bei den Kohlenjumpern: 1872 erhielten sie pro Keel


[1] l. c., S. 101. [Fußnote im Original]

[2] Führer einer Bootes im Hamburger Stromgebiet, der Name leitet sich vom Bootstyp Ewer, einem Elbsegelboot, ab.

[3] l. c., S. 191 ff., 506. [Fußnote im Original]

Nächste Seite »