Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 129

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Ende der siebziger Jahre tritt aber noch ein viertes wichtiges Moment hinzu, das die polnische Fabrikproduktion binnen weniger Jahre zu einer Großindustrie macht, wie wir sie heute in Polen sehen, und dieses ist die Zollpolitik Rußlands.

3. Die Periode der Großindustrie in Polen

Schon seit dem Anfang des Jahrhunderts befolgte Rußland, wie erwähnt, eine höchst protektionistische Politik. Der Krimkrieg brachte jedoch auch hierin, wie auf allen anderen Gebieten des sozialen Lebens, einen Wandel hervor. In der „liberalen Periode“ der sechziger Jahre wurden die Zolltarife bedeutend ermäßigt. Die freihändlerische Richtung dauerte aber nicht lange. Durch die Reformen selbst, besonders durch den kostspieligen Eisenbahnbau, geriet die Regierung in enorme Schulden dem Auslande gegenüber, und zum Zwecke der Auftreibung von Gold wurde 1877 der Goldzoll eingeführt. Mit diesem Moment hat Rußland die Bahn einer immer strengeren Schutzzollpolitik betreten.

Schon der Goldzoll bedeutete bei dem sinkenden Kurs des papiernen Rubels eine Erhöhung der Zollsätze in den ersten Jahren um 30%, in den folgenden um 40% bis 50 %. Im Jahre 1880 entstand wiederum ein Defizit in der Staatskasse infolge der Abschaffung der Salzsteuer. Zum Ersatz erfolgte 1881 eine allgemeine Zollerhöhung um 10%. 1882 wurden mehrere einzelne Zollsätze erhöht, wie die für Leinwand, Wollgarn, chemische Produkte, Farbstoffe usw., 1884 fand eine abermalige Erhöhung verschiedener einzelner Zollsätze statt, wie z. B. des für Seidengarn, 1885 eine fast allgemeine Erhöhung des Zolltarifs um 20%, 1887 wiederum eine partielle Steigerung einzelner Zollposten, desgleichen 1891.[1]

Selbstverständlich bezweckte der Protektionismus gegebenenfalls außer den fiskalischen Einnahmen vor allem den Schutz der einheimischen Industrie vor ausländischer Konkurrenz.

Die Folgen eines so anhaltenden Hinaufschraubens des Zolltarifs waren zweierlei. Erstens ging die Einfuhr ausländischer Fabrikate und Halbfabrikate rapid zurück. Die Gesamteinfuhr über die europäische Grenze Rußlands betrug jährlich in Millionen Goldrubel[2]:

1851–1856 74 1876–1881 326
1856–1861 120 1881–1886 304
1861–1866 121 1886–1891 224
1866–1871 212 1891 220
1871–1876 364 1892 219

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[1] Die Fabrikindustrie Rußlands (Bericht zur Chicagoer Ausstellung 1893), XIX, S. 156–183 [Fußnote im Original]

[2] 1. C., XX, S. 185 [Fußnote im Original]