Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 779

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rechterhaltung der Assoziationen notwendiger für sie als die des Lohnes.“ (Elend der Philosophie, S. 161.)[1]

Ja noch besser! Marx begründet nicht nur die Gewerkschaftsbewegung aus der ökonomischen Notwendigkeit und erklärt ihre Funktionen. Er polemisiert direkt gegen die ablehnende Haltung der damaligen „Sozialisten“, d. h. der Fourieristen und Owenisten, gegenüber den Gewerkschaften mit größter Schärfe. Er stellt sie als Gegner der Gewerkschaften auf gleiche Stufe mit bürgerlichen Nationalökonomen:

„Die Ökonomen wollen, daß die Arbeiter in der Gesellschaft bleiben, wie dieselbe sich gestaltet hat und wie sie sie in ihren Handbüchern gezeichnet und besiegelt haben. Die Sozialisten wollen, daß sie die alte Gesellschaft beiseite lassen, um desto besser in die neue Gesellschaft eintreten zu können, die sie ihnen mit so vieler Vorsorge ausgearbeitet haben.“ [Hervorhebung – R. L.] (l. c., S. 161.)

Und er schließt: „Trotz beider, trotz Handbücher und Utopien, haben die Arbeiterkoalitionen keinen Augenblick aufgehört, mit der Entwicklung und der Zunahme der modernen Industrie sich zu entwickeln und zu wachsen. Das ist heute so sehr der Fall, daß der Entwicklungsgrad der Koalitionen in einem Lande genau den Rang bezeichnet, den dasselbe in der Hierarchie des Weltmarktes einnimmt.“ [Hervorhebung – R. L.] (l. c., S. 161.)

Das heißt: Marx verspottet und verhöhnt schon im Jahre 1847 bei Owenisten und Fourieristen genau dieselbe Auffassung, die Herr Sombart heute als Marxens und der Marxisten Auffassung hinstellt. Und die „richtige“, „realistische“, „historische“ Methode erweist sich diesmal als eine Methode, die die reale Geschichte erst verfälscht, um sie dann auf Grund der eigenen Fälschung zu verurteilen.

Sie bringt aber noch mehr fertig: Sie führt auch noch logische Gründe für diese „korrigierte“ Geschichte an.

Die Sozialdemokratie, erklärt Herr Sombart, war nicht bloß tatsächlich seit jeher der Gewerkschaftsbewegung im Grunde ihres Herzens abhold, sondern sie konnte und kann es gar nicht anders, so daß das Gedeihen der Gewerkschaften sich direkt an dem Grade ihrer Befreiung von der hemmenden „Vormundschaft“ der Sozialdemokratie messen läßt.

Die Frage der sogenannten Neutralität der Gewerkschaften wird auch in unseren eigenen Reihen seit einiger Zeit erörtert. Zum Ausgangspunkt bei den Befürwortern der Neutralität dienen aber bei uns nur taktische

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[1] Karl Marx: Das Elend der Philosophie. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 4, Berlin 1964, S. 180 u. 179 f.