Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 750

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lichen Umschwung im bisherigen Charakter und der Rolle der Freiwilligen in der englischen Militärorganisation. Aus letzten Reservekräften des Landes, die in der äußersten Gefahr zur Rettung des Landes gerufen werden, verwandeln sie sich in eine neue Form stehenden Heeres, das in jeder Weise und jederzeit verfügbar ist, aus einem äußersten Mittel der Defensive in ein reguläres Mittel des Angriffskrieges, aus einer Form Volksaufgebot, das nur im Lande selbst operiert, in eine zu „internationalen Verwicklungen“, das heißt zu weltpolitischen Abenteuern brauchbare Soldateska.

Letzteres wird insbesondere durch die Bestimmung über die teilweise Einberufung der Freiwilligen bestätigt. Da das Freiwilligenkorps ca. 260 000 Mann beträgt, so wäre die Einberufung dieser ganzen Armee immer ein Signal für andere Mächte, daß England etwas sehr Ernstes unternimmt. Durch die teilweise Einberufung wird der Regierung die Möglichkeit geboten, unbemerkt die Freiwilligen an einem bestimmten Punkte zusammenzuziehen, genau wie es festländische Mächte mit ihren Heeren tun, wenn sie einen internationalen „Coup“ vorbereiten.

Auf diese Weise wird zum erstenmal in die militärische Verfassung Englands das Prinzip des Angriffskrieges und der Weltpolitik eingeführt und durch Gesetz heiliggesprochen. Darin liegt die enorme Bedeutung der Bill des Kriegsministeriums, und deshalb muß sie als der erste Schritt der militärischen Reform Englands im Sinne des festländischen Militarismus betrachtet werden.

Daß die Reformen gerade an diesem Ende, bei der Freiwilligenorganisation, anheben, hat seine guten Gründe. Vor allem ist die Umgestaltung hier am leichtesten durchzuführen, weil unter dem Deckmantel der „Freiwilligkeit“ alle Reform harmlos aussieht und die Grundsätze der militärischen Verfassung nicht zu berühren scheint. Eine Reform, die den Stier bei den Hörnern packen und direkt auf Reorganisation des stehenden Heeres ausgehen würde, könnte nicht umhin, eine große Gärung in den Volkskreisen hervorzurufen, während eine unmerkliche Reorganisation von hinterrücks, der Freiwilligen in ein stehendes Heer, für harmlose Gemüter nichts weiter zu bedeuten braucht.

Daß sich diese letztere Spekulation der englischen Regierung auch glänzend bewährt, beweist unter anderem der Londoner Berichterstatter des „Vorwärts“ (vom 22. Mai), der den Gesetzentwurf Lansdownes als das harmloseste Ding der Welt hinzustellen sucht und seine zweifellose Annahme achselzuckend damit erklärt, daß „im derzeitigen patriotischen Überschwang eben alles mögliche bewilligt wird“.

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