Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 594

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70er und anfangs der 80er Jahre allmählich in ein Gewerbe nach dem anderen eindringt und sich allgemein verbreitet. Ihre unmittelbare Folge ist überall – die Herabdrückung der Löhne. Die Hamburger Maurer und Dachdecker, Former und Kaiarbeiter, Metall- und Schraubendreher, Werftarbeiter und Schiffszimmerleute – alle klagen seit Anfang der 80er Jahre über die erschreckende Verbreitung der Akkordarbeit und die dadurch herbeigeführten Lohnreduktionen.

In zweiter Linie kommen hier die Einführung von Maschinen und überhaupt technische Umwälzungen in der Betriebsweise in Betracht, die die Arbeitskraft überflüssig machen und so die Widerstandsfähigkeit der Arbeiter lähmen. So wird zum Beispiel durch den Übergang vom Holzschiffsbau zum Eisenschiffsbau seit Ende der 70er Jahre die Existenz der Schiffszimmerer untergraben, und sie werden durch den modernen ungelernten Werftarbeiter verdrängt. „Mit den jetzt vorhandenen Schiffszimmerern“, so wurde 1889 im Hamburger „Werftarbeiter“ geschrieben, „ist die Liste geschlossen, ähnliche Schiffszimmerer können in Zukunft nicht mehr herangebildet werden, weil der Holzschiffsbau verschwunden, ... sie sind beim Eisenschiffsbau, wo die Teilung der Arbeit maßgebend ist, ein kleiner Bruchteil von Arbeitern, die hinfüro nicht mehr in Betracht kommen.“ Unter verzweifelten, aber vergeblichen Kämpfen um seine spezialisierten Funktionen bei dem Schiffsbau geht das Gewerbe der Schiffszimmerer unrettbar zugrunde, und dies äußert sich vor allem – in dem Druck auf die Löhne der noch vorhandenen Schiffszimmerer.[1]

Bei den sogenannten „schwarzen“ Schauerleuten ist als Antwort auf die Lohnkämpfe Ende der 80er Jahre die Kohlenjumpmaschine eingeführt, und damit wurden mehrfache Arbeiterentlassungen und Lohnreduktionen für beschäftigte Jumper eingeleitet.[2]

Durch die Einführung der Ansetzarbeit bei der Innendekoration auf Bauten wurden die Gipser verdrängt und durch Stukkateure ersetzt.[3]

Das Töpfergewerbe wurde zum Teil durch die Großindustrie und zum Teil durch die Anlage von Zentraldampfheizungen etc. untergraben. „Der Töpfer in Hamburg ist heute nur noch Gelegenheitsarbeiter.“[4]

Die Zimmerer werden mit der fortschreitenden Technik im Baugewerbe immer mehr von den Maurern verdrängt. Waren noch zu Anfang der 70er Jahre die Zimmerer fast in gleicher Stärke wie die Maurer an den Bauten

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[1] l. c., S. 333. [Fußnote im Original]

[2] l. c., S. 205. [Fußnote im Original]

[3] l. c., S. 413. [Fußnote im Original]

[4] l. c., S. 449. [Fußnote im Original]