Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 569

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es kann nur die politische Macht sich verschaffen und dann das kapitalistische Eigentum aufheben. Bernstein beschuldigt Marx und Engels, das politische Schema der Großen Französischen Revolution auf unsere Verhältnisse zu übertragen. Er und die anderen Anhänger der „wirtschaftlichen Macht“ übertragen aber das ökonomische Schema der Großen Französischen Revolution auf den proletarischen Kampf.

David hat eine ganze Theorie der Aushöhlung des kapitalistischen Eigentums dargelegt. Ich weiß nicht, ob seine Auffassung des sozialistischen Kampfes tatsächlich zu einer Aushöhlung führt; ich zweifle stark daran. Aber es ist zweifellos, daß eine solche Auffassung eine Aushöhlung unserer Köpfe voraussetzt. (Heiterkeit, Unruhe.)

Ganz vom Standpunkt dieser wirtschaftlichen Macht betrachten David und die Anhänger Bernsteins unsere Stellung zu den Gewerkschaften und Genossenschaften. Man wirft uns vor, daß wir sie als ein notwendiges Übel betrachten. Nun, ich bin überzeugt, daß unter uns, auch unter den sogenannten Politikern, wie sich diejenigen ausdrücken, die künstlich eine Scheidung in Politiker und Gewerkschaftler herbeiführen wollen, sich nicht ein einziger Genosse findet, der sich nicht darüber klar wäre, daß auf dem Gebiete der Gewerkschaften in Deutschland das meiste erst zu geschehen hat und daß wir alle unsere Kräfte in den Dienst dieser Aufgabe stellen müssen. Jeder von uns ist sich klar darüber, daß, wenn man uns den gewerkschaftlichen Kampf nehmen oder er sich nicht weiterentwickeln würde, auch der politische darunter aufs schwerste leiden müßte; denn die erste Voraussetzung ist die Erziehung der breiten Masse zum Klassenkampf, und der gewerkschaftliche Kampf ist das vorzüglichste Mittel dazu. Aber in gewisser Beziehung haben diejenigen, die uns einer halben Freundschaft zu den Gewerkschaften beschuldigen, vielleicht recht, namentlich wenn sie darunter die Förderung von Illusionen in bezug auf die Gewerkschaften verstehen. Ja, wenn sie die Sache so darstellen wollen, als wären die Gewerkschaften nicht nur ein Mittel, die Arbeiter in den Klassenkampf zu ziehen, sie aufzuklären und ihre heutige Lage zu bessern, wenn sie es so verstehen, daß die Gewerkschaften auch unmittelbar dazu dienen, das kapitalistische Eigentum in sozialistisches zu verwandeln, es auszuhöhlen, dann dürfen wir nicht nur, sondern wir müssen einer solchen Auffassung unsere Unterstützung versagen. („Sehr richtig!“) Es gibt keinen größeren Feind der Arbeiterklasse in ihrem Kampf als ihre eigenen Illusionen. Im Grunde genommen sind die, die eine solche Auffassung vertreten, gar nicht Freunde der Gewerkschaften, denn sie arbeiten notwendig auf eine spätere Enttäuschung hin.

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