Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 489

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marschieren, wird sich der Leser schon selbst sagen können. Diese seit Monaten in allen bürgerlichen Zeitungen, Zeitschriften und einer Menge dünner und dicker Bücher abgeleierte Melodie ist zu langweilig und eintönig, als daß man sie einer näheren Betrachtung zu würdigen brauchte.

Eine Frage bietet sich immerhin bei all den öden Geleier über die Krisis der Sozialdemokratie und die Überwindung des Marxismus. Was ist eigentlich in der letzten Zeit geschehen? Das Marx-Überwinden ist bekanntlich seit langer Zeit eine Lieblingsbeschäftigung der deutschen Professorenschaft und ein probates Bewerbungsmittel um eine Privatdozentur in Deutschland. Ja noch mehr; wenn man die allgemeine Entwicklung der sozialen Wissenschaften in den letzten 25 Jahren in Deutschland ins Auge faßt, so war sie überhaupt nichts anderes als eine einzige Marx-Überwindung, ihr wichtigster positiver Beweggrund die Bestrebung, Marx´ Lehren zu negieren.

Nehmen wir die Nationalökonomie. Die Entwicklung der klassischen Ökonomie hat logischerweise durch Smith und Ricardo zu Marx, von der Analyse der bürgerlichen Ordnung zur Entdeckung ihrer Bewegungsgesetze und ihres Unterganges geführt. Für die geschworenen Vertreter der bürgerlichen Wissenschaft wurde es nun zur Notwendigkeit, um die sozialistischen Schlußfolgerungen von Marx zu negieren, folgerichtig auch der ganzen klassischen Nationalökonomie abzuschwören. Als Gegensatz zu dem großartigsten Werkzeug dieser Ökonomie – der deduktiven Methode, die zur Entdeckung der allgemeinen Grundlagen der bürgerlichen Gesellschaft geführt hatte – wurde die sogenannte historische Schule geschaffen, die zum Prinzip das ameisenartige Zusammenschleppen des „Tatsachen“kleinkrams und die Aufhäufung ganzer Berge „historischer“ Strohhalme und geschichtlichen Abfalls hat, unter denen die allgemeinen Bewegungsgesetze der bürgerlichen Gesellschaft glücklich verdeckt und versteckt bleiben. Auf diese Weise wurde der Anforderung der modernen Nationalökonomie, nämlich dem geschichtlichen Standpunkt, durch eine echt bürgerliche „Spekulation“ Genüge getan und der wirklich geschichtlichen Methode jeder revolutionäre Stachel genommen.

Das andere wesentliche Merkmal der klassischen Ökonomie einschließlich ihres letzten Vertreters, Marx, war die objektive Untersuchung der wirtschaftlichen Phänomene. Die „Überwindung“ dieser gefährlichen Forschungsmethode führte zur „subjektiven Schule“ Böhm-Bawerk-Jevons[1],

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[1] Eugen Böhm-Bawerk, ein österreichischer Ökonom, war Hauptvertreter der sogenannten Grenznutzenschule. Er vertrat eine vulgäre Kapital- und Zinstheorie. William Stanley Jevons, ein englischer bürgerlicher Ökonom und Philosoph, war einer der Begründer der sogenannten Grenznutzenschule. Er versuchte, mit Hilfe subjektiv-psychologischer Faktoren und mathematischer Methoden die Grundzüge eines geschlossenen, gegen den Marxismus gerichteten ökonomischen Systems zu formulieren.