delt, so kann ihnen auf Grund der Verfassung die Einwanderung nach den Vereinigten Staaten in keiner Weise verwehrt werden. Dann entsteht aber vor dem arbeitenden Volke als drohendes Gespenst die „gelbe Gefahr“ der Schmutzkonkurrenz der Malaien aus der Philippinengruppe und der auf den Philippinen zahlreich ansässigen Chinesen. Um dieser Gefahr vorzubeugen, wird der Vorschlag gemacht, einen Mittelweg zu wählen und bloß ein Protektorats- oder ähnliches Verhältnis den erworbenen Ländern gegenüber zu konstruieren, um sie wenigstens theoretisch als „Fremdland“ behandeln zu können. Es ist aber klar, daß ein solches Verhältnis ein Zwitterding und deshalb bloß ein Übergang wäre, der sich bald entweder zur vollen Herrschaft oder zur vollen Gleichberechtigung entwickeln müßte.
Auch andere ökonomische und politische Folgen zeitigt bereits der große Sieg. Angesichts der nun eröffneten Ara der großen Wasserpolitik empfinden die Vereinigten Staaten folgerichtig das Bedürfnis, eine rasche Verbindung zwischen den beiden Ozeanen, auf denen ihre Interessen vertreten sind, herzustellen. Der Krieg mit Spanien hat die Unzuträglichkeiten einer gezwungenen Rundfahrt um das ganze amerikanische Festland sinnfällig gemacht. Man schreitet deshalb energisch zur Errichtung des Nikaraguakanals. Dadurch werden aber höchst wichtige Interessen der Nordunion nach Zentralamerika verlegt und das Bestreben geschaffen, dort festen Fuß zu fassen. In weiterer Folge der bereits gemachten Eroberungen wird sich logischerweise auch die Eroberung der bis jetzt unabhängigen kleinen Republiken Zentralamerikas ergeben. In England ist man sich schon darüber klar und sieht auch dem Kommenden mit gezwungener Resignation entgegen. „Es ist toll und obendrein sehr gefährlich“, schreibt der englische „Economist“, „mit Tatsachen zu streiten, und Tatsache ist, daß, wenn die Vereinigten Staaten in den Küsten Zentralamerikas herrschen wollen, die geographische Lage es ihnen auch ermöglicht zu herrschen.“ Der Sieg über Spanien bringt also nicht nur in der Stellung der Union der Weltpolitik gegenüber, sondern auch in Amerika selbst eine tiefgreifende Umwälzung mit sich. Weitere im Augenblick noch nicht zu übersehende Nachwirkungen werden nicht ausbleiben.
So steht die nordamerikanische Union infolge ihres siegreichen Krieges vor einem gänzlichen Umschwunge ihrer äußeren und inneren, militärischen, politischen und ökonomischen Verhältnisse. Und wirft man einen Blick in die nun ganz unberechenbare Zukunft, die der Union bevorsteht, so ist man geneigt, die Kosten ihres Sieges in das Wort zusammenzufassen: vae victori (wehe dem Sieger)!