Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 207

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voyageure. So lesen wir in den „Nowosti“: „Während desselben Jahrmarkts ... verfaßten und reichten dem Finanzminister dieselben Vertreter des praktischen Protektionismus eine Petition ein, betreffend eine spezielle Besteuerung der Commis voyageure der Łódźer Fabriken, mit der unverhohlenen Absicht, den Moskauer industriellen Rayon von der Łódźer Konkurrenz zu befreien. Nach dem gesunden Menschenverstande sollten die Moskauer Fabrikanten im Interesse der russischen Industrie und der russischen Konsumenten nur dem vortrefflichen Beispiel der Łódźer Fabrikanten folgen und reisende Commis anstellen, den Produzenten dem Konsumenten näherbringen und so den Absatz eigener Produkte verbilligen und erleichtern. Aber nicht einmal so viel Unternehmungsgeist liegt in den Sitten und Gewohnheiten der vom Protektionismus verhätschelten Praktiker; sie ziehen vor, verschiedene Streiche gegen ihre Konkurrenten zu führen.“[1] Und zum Schlusse noch ein charakteristisches Zitat aus dem offiziellen Regierungsorgan „Warschauer Tagblatt“ über die allgemeinen Aufgaben der auswärtigen industriellen Politik Rußlands: „Gerade auf die Eröffnung dieser neuen Absatzmärkte in Mittelasien und in Persien rechnen wir für das Gedeihen unserer Industrie, und wir wiederholen, daß es sehr zu bedauern ist, daß die Löwenportion der Profite nach dem Aus-lande geht, während für unsere armen Arbeiter (!) bloß die Krümchen übrigbleiben. Unser Handel mit Mittelasien und mit Persien hat noch nicht tiefe Wurzeln geschlagen, und die Vertreter des russischen Handels werden noch gar manchen Sieg über die englische Konkurrenz zu gewinnen haben, um jene Absatzmärkte für Rußland zu erobern. Angesichts des gemeinsamen Feindes sollten die Moskauer und die polnischen Unternehmer ihre Kräfte vereinigen, um gemeinsam das gleiche Ziel zu erstreben ... Das Hauptziel für Rußland auf den asiatischen Märkten ist in diesem Augenblick die Ausschließung der englischen Waren. Es wäre dies eine untergeordnete Frage, welcher von den Industrierayons des Reiches mehr zur Erreichung dieses Zieles beiträgt, wenn nur die Profite aus der Industrie auf dem Weichselufer ausschließlich der eingeborenen Bevölkerung zugute kämen und nicht, wie es der Fall ist, dazu dienten, die Kapitalien deutscher Unternehmer, Angestellten und Arbeiter zu vergrößern. Befände sich jene Industrie in den Händen von Russen oder Polen, so wären wir viel stärker in unserem Kampfe mit England, und unsere Vorherrschaft in Mittelasien wäre gesichert.“[2]

Selbstverständlich unterläßt das Regierungsorgan nicht, den deutschen

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[1] Nowosti vom 4. November 1893. [Fußnote im Original]

[2] Wir entnehmen das Zitat den „Dipl. and Cons. Reports“, Nr. 1183, S. 4. [Fußnote im Original]