Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 208

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Industriellen, die in der polnischen Industrie stark vertreten sind, dabei einen Hieb zu versetzen; es beschuldigt sie der Nichtbeachtung russischer Staatsinteressen, der ausschließlichen egoistischen Besorgung ihrer eigenen „deutschen“ Tascheninteressen usw. Aber in der Hauptsache finden wir hier die wirkliche Lage des Augenblicks, wie sie von der russischen Regierung aufgefaßt wird, in treffender Weise ausgesprochen: Angesichts der bevorstehenden Aufgaben auf dem Weltmarkt treten die inneren Rivalitäten des polnischen und russischen Unternehmertums vollständig zurück. Insofern zwischen ihnen Uneinigkeit existiert, wird die Schuld auf das deutsche, der polnischen Bourgeoisie, wie wir gesehen, in gleichem Maße verhaßte Element geschoben. Die polnische Industrie an sich, ihre Entwicklung, ihr Gedeihen erscheinen hier von einem neuen Gesichtspunkt als direkt im Interesse der zarischen Regierung liegend: Nachdem sie in Polen dazu gedient hatte, die russische Eroberung nachträglich zu befestigen, weist ihr der Zarismus nunmehr die schmeichelhafte Rolle zu, in Asien als der Vorläufer seiner künftigen Eroberungsgelüste zu dienen. Ja noch mehr, Polen spielt jetzt, wie wir gesehen, in der Verwirklichung dieser hehren Aufgaben die erste Rolle, während der Stern Moskaus, d. h. der speziellen Moskowiter ökonomischen Politik, sich langsam zum Untergange neigt. Das neue russische Gesetz über den Maximalarbeitstag besagt, daß die schönen Tage von Aranjuez – die Tage der primitiven kapitalistischen Akkumulation – auch im russischen Reiche bald vorbei sind.

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