Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 206

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-1-1/seite/206

Łódź benutzte auch sofort die Transkaspische Bahn, um neben St. Petersburg und Moskau mit ihren Waren nach Mittelasien vorzudringen.[1] Der Warschauer Rayon ist derjenige, der die höheren eingewanderten Bevölkerungsschichten in Buchara und Turkestan mit Glas-, Fayence- und Porzellanwaren versieht, während die geringeren Moskauer Erzeugnisse nur von den ärmeren Eingeborenen gekauft werden.[2] Łódź ist bis jetzt der einzige Industrierayon des Reiches, dessen Textilindustrieprodukte in Konstantinopel und in den Balkanländern Eingang gefunden haben.[3] Bereits 1887 knüpfte Polen mit Rumänien und Bulgarien Handelsbeziehungen an.[4] Neulich fing Łódź an, direkt nach Sofia seine Baumwollerzeugnisse zu schicken.[5] Ja die polnische Bourgeoisie möchte, unter Benutzung der sibirischen Eisenbahnlinie, Warschau zum Mittelpunkt des neuen großen europäisch-asiatischen Handelsweges machen.[6] „The British Manufacturer“, schreibt der englische Konsul in Warschau, „may be prepared to find in them (den polnischen Unternehmern) formidable rivals in the markets of the East.“[7]

Auf diese Weise arbeitet der polnische Kapitalismus in Asien der zarischen Politik direkt in die Hände.

Aus dem obigen so diametral entgegengesetzten Verhalten Moskaus und Polens gegenüber den von der russischen Politik gesteckten Zielen folgt auch eine grundverschiedene Strömung in der öffentlichen Meinung den beiden Rayons gegenüber. Immer stärker wird die Partei des inneren Freihandels, des technischen Fortschritts, die Partei, welche gegen die staatliche Bevormundung und Beschirmung der rückständigen Industrie auftritt, weshalb sie auch dem polnischen Rayon sympathisch gegenübersteht, und immer vereinzelter steht das Moskauer Unternehmertum da mit seinem urväterlichen Glauben an die Dreieinigkeit: Garantien, Prämien, Subsidien. Die Moskau feindselige Stimmung hat sich deutlich ausgesprochen aus dem Anlaß eines von ihm auf dem Jahrmarkt in Nishni-Nowgorod 1893 eingereichten Gesuchs um Besteuerung der polnischen Commis

Nächste Seite »



[1] Der Finanzbote, Nr. 44 vom 11. November 1894. [Fußnote im Original]

[2] l. c. [Fußnote im Original]

[3] l. c. [Fußnote im Original]

[4] Dipl. and Cons. Reports, Nr. 321, S. 4. [Fußnote im Original]

[5] Gazeta Handlowa vom 25. November 1896. [Fußnote im Original]

[6] Ateneum, 1894, Bd. IV, Heft II, S. 241 f. [Fußnote im Original]

[7] Dipl. and Cons. Reports, Nr. 321, S. 5. [Fußnote im Original]