Arbeitsteilung in der Produktion, welche die beiden Industrien vielfach zu einem einzigen Produktionsmechanismus vereinigt; zweitens, was noch wichtiger ist, die gemeinsamen Zollgrenzen, welche die Solidarität nach außen erzeugen und das ganze polnisch-russische Unternehmertum zu einer – vom Standpunkte des Absatzmarktes – „nationalen“ Kapitalistenklasse verschmelzen. Endlich das gemeinsame Absatzgebiet, welches die wichtige gegenseitige Abhängigkeit der polnischen Produktion einerseits und des russischen Transports und Handels andererseits erzeugt. Und, wohlgemerkt, schreitet die aufgezeichnete Verwachsung der russischen und polnischen ökonomischen Interessen mit jedem Tage vor. Auch dies ist zum Teil eine direkte Folge der allgemeinen Richtung der heutigen russischen Zollpolitik, welche darauf hinausläuft, nicht nur der Einfuhr fremder Fabrikate, sondern auch fremder Rohprodukte nach Rußland den Weg zu versperren und eine eigene Rohproduktion zu schaffen, zu welchem Zwecke sie vor den größten Opfern aus der Tasche der russischen und polnischen Konsumenten und Steuerzahler nicht zurückschreckt.
Durch Prohibitivzölle gezwungen, geht die polnische Industrie stufenweise vom Gebrauch des deutschen Kokses und Eisenerzes zum Donezker, von der amerikanischen und indischen Baumwolle zur mittelasiatischen, von der sächsischen und schlesischen Wolle zur südrussischen über.[1] In demselben Maße wächst die gegenseitige Abhängigkeit der polnischen und russischen Produktion im ganzen, und die Interessen immer neuer Kreise der russischen Bourgeoisie werden an das Wohl und Wehe der polnischen Industrie gebunden.
[1] Die stets wachsende Nachfrage in Polen nach südrussischem Eisenerz meldet u. a. „Der Finanzbote“, Nr. 52 vom 5. Januar 1896. Im Verhältnis zur gesamten verarbeiteten Rohbaumwolle belief sich bereits 1893 der Verbrauch der mittelasiatischen in den Hauptzentren der polnischen Textilindustrie: in Pabianice und Zgierz auf 30 0/0, in Łódź auf 40 0/0 und in Bẹdzin auf 45 %. (Die Wochenrevue, Nr. 49, 1894.) – Die Regierung begünstigt ihrerseits diesen Übergang der polnischen Industrie zum Gebrauch russischer Rohstoffe durch eine entsprechende Eisenbahnpolitik. 1895 hat sie, um den polnischen Eisenwerken den Bezug des südrussischen Kokses zu verbilligen, einen speziellen niedrigen Tarif vom Revier Donez nach Polen festgesetzt. (Der Finanzbote, Nr. 27 vom 14. Juli 1895.) Desgleichen wurde den polnischen Hüttenbesitzern eine weitere Ermäßigung der Transportkosten für das südrussische Eisenerz 1897 in Aussicht gestellt. (Gazeta Handlowa vom 11. Dezember 1896.) 1893 ist den polnischen Wollspinnern eine Reduktion der Frachtspesen für die südrussische Wolle um 20 %gewährt worden. (Diplom. and Cons. Reports, Mr. 1183, S. 4.) Über die südrussische Schafzucht speziell für polnische Spinnereien siehe Diplom, and Cons. Reports, Nr. 863, S. 2. – Andererseits fordert die Regierung auch die Verbreitung der polnischen Kohle in Rußland. So wurden z. B. 1895, bei der allgemeinen Revision der Eisenbahntarife für Kohle, für den Transport der polnischen Kohle in Rußland niedrigere Sätze beibehalten als für die südrussische, und zwar mit der Motivierung, daß dadurch „ein Ausgleich der Absatzchancen für die polnische Kohle herbeigeführt werden soll, die ins Durchschnitt in bezug auf Wärmeerzeugung der Kohle vom Donez nachsteht“. (Der Finanzbote, Nr. 27 vom 14. Juli 1895.) [Fußnote im Original]