Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 168

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wie 2:3,2.[1] In Rußland, besonders im Zentralrayon, ist das Verhältnis ein inverses. Hier ist der Produktionswert (in den gleichen Produktionszweigen) oft kleiner als das fixe Kapital, höchstens demselben gleich und nur selten beträchtlich höher. Diese Erscheinung ist auf zwei Umstände zurückzuführen. Erstens wird in Rußland für Baulichkeiten der Unternehmungen viel mehr ausgegeben als in Polen, weil die Baumaterialien überhaupt bedeutend teurer sind.[2] Zweitens aber weil in Rußland die große Mehrheit der Fabriken eigene Arbeiterkasernen besitzt, was in Polen nie vorkommt.[3]

Wenn daher das, was Marx die „organische Zusammensetzung des Kapitals“ nennt (das Verhältnis des konstanten zum variablen Kapitalteil), in Rußland auch „höher“ als in Polen ist, so hängt dies durchaus nicht mit der höheren Entwicklungsstufe der russischen Produktion, sondern im Gegenteil zum großen Teil mit ihrer primitiveren Betriebsweise zusammen, welche eine Reihe von Ausgaben notwendig macht, die mit dem eigentlichen Produktionsprozeß nichts zu tun haben. Daraus ergibt sich schon, daß – alle andern Bedingungen der Produktion und des Absatzes gleichgesetzt – die polnischen Unternehmer in der Lage sind, beim Verkauf ihrer Waren auf den russischen Märkten einen Surplusprofit im Vergleich zu den russischen Unternehmern zu erzielen. Es kommt aber noch hinzu, daß die polnische Arbeit, wie gezeigt, viel intensiver ist.

4. Die Umschlagsperiode des Kapitals ist in Polen viel kürzer als in Rußland. Erstens werden in Rußland Vorräte an Heizmaterial und an Rohstoffen für lange Fristen gemacht. Die hohen Preise und der allgemeine Mangel an Heizmaterial im Innern Rußlands ziehen für die Fabrikanten die Notwendigkeit nach sich, große Geldsummen zum Ankauf von Wäldern oder Torfmooren auszulegen. Auf diese Weise hat fast jede größere Moskauer Fabrik ein mehr oder minder beträchtliches totes Kapital in Wäldern und Morästen liegen. Außerdem werden Holz und besonders Torf nur im Winter billig und bequem geliefert, daher legt jede Moskauer Fabrik Vorräte von diesen Heizmaterialien für ein ganzes Jahr, sogar für zwei Jahre an.[4] In Polen werden bei der Steinkohlenheizung angesichts kleiner Entfernungen Vorräte nur für 1-4 Wochen, höchstens

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[1] Berichte der Kommission zur Untersuchung …, I, S. 10. [Fußnote im Original]

[2] Die Ziegelsteine kosteten z. B. per 1 000 Stück 1876 in Łódź 14 bis 15 Rubel, 1874 in Moskau ca. 32 Rubel, 1886 in Łódź 8 bis 9 Rubel, 1887 in Moskau ca. 22 Rubel (l. c., I, S. 13). [Fußnote im Original]

[3] Die Errichtung von Kasernen und dgl. kostete z. B. zwei größeren russischen Fabriken zu je 400 000 Rubel ca. 1/6 des ganzen fixen Kapitals (l. c., I, S. 12). [Fußnote im Original]

[4] l. c., I, S. 36. [Fußnote im Original]