Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 167

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Der Unterschied in der Arbeitsdauer in Polen und in Rußland gehört jetzt, nachdem der Arbeitstag in beiden Ländern neulich durch das Gesetz auf 111/2 Stunden reduziert worden ist, der Vergangenheit an. Die neue Maßregel kommt jedoch, wenn sie auch mit der Zeit für den Moskauer Rayon zweifellos zum Stachel der technischen Entwicklung wird, vor allem und vielleicht auf Jahre hinaus den polnischen Industriellen in ihrem Konkurrenzkampf zugute, denn die Leistungsfähigkeit des russischen Arbeiters, deren geringer Grad mit so vielen anderen Momenten zusammenhängt, läßt sich offenbar nicht von heute auf morgen steigern. Wie berechtigt dieser Schluß, zeigt die Tatsache, daß die polnischen Fabrikanten schon 1892 – teils um den Arbeitern, die im Mai desselben Jahres in Łódź einen imposanten Streik in Szene setzten, ein freundliches Gesicht zu zeigen, hauptsächlich aber um den Moskauer Konkurrenten einen Hieb zu versetzen – sich an die Regierung mit dem Gesuch gewendet haben, den Arbeitstag im ganzen Reiche auf 11 Stunden zu reduzieren, welches Projekt dazumal vorzugsweise an dem Widerstand des russischen Unternehmertums scheiterte.

3. Zusammensetzung des Kapitals. Auch dieses wichtige Moment ist in Polen anders als in Rußland gestaltet. In Polen wird die Summe des fixen Kapitals eines Etablissements von dem Werte seiner jährlichen Produktion meistens übertroffen, manchmal sogar zwei- bis dreimal, im Durchschnitt aber ist das Verhältnis des fixen Kapitals zum Produktionswert

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