1891 auf dem Brüsseler Internationalen Kongreß[1] trennten sich die polnischen Delegierten von ihren respektiven politischen Kampfgenossen, um eine besondere polnische Delegation zu bilden, was sie merkwürdigerweise damit begründeten, daß ihr Zusammensitzen „im Interesse der Entwicklung des Sozialismus in Polen und der internationalen sozialistischen Politik“ liege.
1892 auf dem Wiener Parteitag[2] erachteten es die galizischen Sozialisten für nötig, in bezug auf die soeben votierte und auch von ihnen angenommene Parteiorganisation Vorbehalte zu machen, indem sie erklärten, daß sie angesichts der besonderen Lage ihres Landes sowie ihrer Pflichten den außerhalb Österreichs lebenden Stammesgenossen gegenüber nicht so eng mit der Gesamtorganisation verbunden sein könnten, wie das die Statuten verlangen.
1893 endlich schieden die Sozialisten Preußisch-Polens aus der Organisation der deutschen Sozialdemokratie aus, um sich zu einer besonderen Polnischen Sozialistischen Partei zu vereinigen. Sie hielten das, wie sie selbst erklärten, für notwendig, einmal, um den Verleumdungen, denen sie sich wegen ihrer Zugehörigkeit zur deutschen Partei seitens der polnischen Bourgeoisie ausgesetzt sahen, ein Ende zu machen, und zweitens, um desto wirksamer die Sprachfreiheit gegen die Germanisationsbestrebungen der Regierung verteidigen zu können.
Trotz alledem blieb aber die politische Stellung der polnischen Sozialisten in Deutschland und Österreich dem Wesen nach noch immer die alte. Man konnte über das bezeichnete Vorgehen der polnischen Parteien so oder anders denken, die Motivierung desselben stichhaltig oder haltlos finden, eines stand aber fest: Durch Erwägungen rein praktischer, untergeordneter Natur hervorgerufen, berührte jenes Vorgehen den entscheidenden Punkt, das politische Programm, nicht. Denn solange Sozialisten auf Grund eines gemeinsamen Programms in den gleichen politischen Verhältnissen wirken, stellen sie in ihrer Tätigkeit auch dann mehr oder minder ein einziges Ganzes dar, wenn sie in verschiedenen Parteiorganisationen vereinigt sind.
Das politische Programm der galizischen und preußisch-polnischen Sozialisten blieb aber dasjenige der österreichischen bzw. deutschen Sozialdemokratie. Die ersteren ließen auf allen ihren Konferenzen das gemeinsame Hainfelder Programm unverändert, die letzteren erklärten auf dem Kölner Parteitag[3] durch ihren Delegierten Nikulski, daß sie trotz der Son