Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 157

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Jahrmarkt zu Nishni-Nowgorod abermals eine Petition ein, worin sie um die Erhöhung der Zölle auf Baumwolle und um Einführung eines differentiierten höheren Zolls an der polnischen Grenze ersuchten.[1] Jetzt traten aber auch die Łódźer Fabrikanten in den Kampf ein. Sie beantworteten das erwähnte Schriftstück mit einer Gegenpetition, worin sie darzutun suchten, daß sie sich in bedeutend ungünstigeren Produktionsbedingungen befänden als ihre Moskauer Konkurrenten, daß die Baumwollspinnereien des zentralen Rayons 1886 bis 82/5%, während die polnischen nur 71/2% Dividenden abwarfen[2], daß der Transport der Rohbaumwolle von Liverpool nach Moskau 35,77 Kopeken, von Liverpool nach Łódź aber 37,10 Kopeken per Pud koste, daß also eine weitere Verschlimmerung ihrer Lage durch die Einführung eines differentiellen Zolls auf Baumwolle ihnen die Produktion fernerhin sehr erschweren würde.[3]

Im Jahre 1888 wurde abermals eine Kommission unter dem Vorsitz von Ber zur Untersuchung der Streitfrage eingesetzt. Ihre Ergebnisse fielen diesmal sehr zuungunsten Polens aus, und die Kommission forderte eine Reihe von Maßnahmen zum Schutze des Moskauer Industrierayons gegen die besser situierte polnische Industrie.[4] Andererseits reichten 1888 wieder die Moskauer Fabrikanten dem Finanzminister eine Petition ein, worin sie sich über ihre bedrängte Lage beklagten und Maßnahmen gegen die „parasitische“ Industrie Polens von der Regierung forderten.[5]

1889 veröffentlichten die Łódźer Fabrikanten eine Agitationsschrift unter dem Titel „Der Kampf Moskaus mit Łódź“, worin sie durch den Mund „eines unbeteiligten, unparteiischen Beobachters“ darzutun suchten, daß Łódź für Rohbaumwolle teurer zu zahlen habe als Moskau, daß der Vorzug des billigeren Heizmaterials, den Łódź vor Moskau habe, nur die Quantité négligeable von 0,2 Kopeken per Arschin des Stoffes ausmache, daß die Ursache des teueren Kredits Moskaus an Moskau selbst liege und von der mangelhaften Organisation desselben herrühre, daß Łódź dafür an Wassermangel leide, teurer die Arbeitskraft bezahle, endlich kleinere Profite beziehe als die zentralrussische Industrie.[6]

1890 gab die von der Regierung unternommene Organisation und Verstaatlichung des Eisenbahntarifwesens wieder Anlaß zur Abordnung einer

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[1] Diplom. and Cons. Reports, Nr. 321. S. 7; A. S., Moskau und Łódź, S. 23. [Fußnote im Original]

[2] Nach dem vorher Gesagten ist es leicht zu beurteilen, um wieviel die beiden Ziffern unter den wirklichen Profiten stehen. [Fußnote im Original]

[3] Diplom. and Cons. Reports, Nr. 321, S. 7. [Fußnote im Original]

[4] l. c., S. 6. [Fußnote im Original]

[5] A. S.: Moskau und Łódź, S. 23. [Fußnote im Original]

[6] l. c., S. 29, 32–35, 37, 40–42 u. 60. [Fußnote im Original]