Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 149

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die westeuropäischen Länder, vor allem England, einen beträchtlichen Absatzmarkt für ihre Produkte verloren, derselbe ging nun an russische und polnische Industrielle über. Um das Jahr 1885 erscheinen polnische Fabrikate zum ersten Male im Kaukasus, seitdem wächst ihre Zufuhr zu den 3 Hauptpunkten des kaukasischen Handels wie folgt[1]:

Batum Tiflis Baku
1885/86 39000 Pud 55000 Pud 68000 Pud
1887/88 95100 „ 200000 „ 258000 „

Ende der achtziger Jahre rückt der polnische Absatz nach dem Nordosten – zur Wolgagegend – vor. Die polnische Zufuhr zu dem Hauptzentrum des Wolgahandels Zarizyn war: 1887 55 640 Pud; 1888 73 729 Pud; 1889 106 403 Pud.[2]

Zur gleichen Zeit fängt Polen an, an dem europäisch-asiatischen Handel teilzunehmen, seine Fabrikate erscheinen nämlich auf den beiden kolossalen Jahrmärkten Nishni-Nowgorod, wo seit 1889 große polnische Depots errichtet werden[3], und in Irbit. Endlich mit dem Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre betritt der polnische Absatz den asiatischen Boden. Zuerst wurden Handelsbeziehungen mit Sibirien angeknüpft: 1888 mit Tomsk in Westsibirien[4], 1892 mit Nertschinsk im südöstlichen Sibirien[5], 1894 erscheinen polnische Waren schon in Omsk.[6] Um dieselbe Zeit entwickelt sich der polnische Absatz in Asien auch nach zwei anderen Richtungen hin, einerseits nach China, andererseits nach Persien und Kleinasien.

Im Laufe von 20 Jahren, 1870–1890, hat also der polnische Handel Schritt für Schritt in alle Winkel des europäischen Rußlands Eingang gefunden. Diese rasche Erweiterung des Absatzmarktes hat eben, wie wir gesehen, die polnische Fabrikproduktion in 20 Jahren in eine Großindustrie verwandelt. Seitdem bereitet sie sich aber zu einer neuen, wichtigen Aktion vor – zur Eroberung asiatischer Markte. Schon hat der polnische Handel in dieser Richtung einige wichtige Schritte getan. Dies ist jedoch zweifellos erst der Anfang von einem Anfang, und die großartigen Aussichten, welche

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[1] Ateneum, 1890, Bd. I, Heft II, S. 294–296. Speziell der Absatz von polnischem Eisen nach dem Kaukasus war folgender: 1887 310 500 Pud; 1888 299 044 Pud; 1889 340 905 Pud; 1890 398 210 Pud. (l. c., 1891, Bd. III, Heft III, S. 612.) [Fußnote im Original]

[2] I. c., 1891, Bd. III, Heft III, S. 611. [Fußnote im Original]

[3] Kraj, 1889, Nr. 43. [Fußnote im Original]

[4] l. c., 1888, Nr. 21. [Fußnote im Original]

[5] Prawda, 1893, Nr. 3. [Fußnote im Original]

[6] l. c., 1894, Nr. 51. [Fußnote im Original]