Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 142

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den Nachfrage gefallene Zufuhr englischer Kohle durch die eigene zu ersetzen.[1]

Den Nutzen daraus zogen am meisten die polnischen Kohlenwerke, welche ihre Tätigkeit rasch erweiterten und in einigen Jahren alle wichtigsten Absatzmärkte in Rußland: Odessa, Moskau, St. Petersburg, sogar Südrußland, eroberten. Trotzdem die Krise längst überwunden ist, schlägt seither die polnische Kohle in Rußland Schritt für Schritt die südrussische aus dem Felde, so auf den Eisenbahnlinien Moskau–Kursk, Moskau–Brest, Kiew–Woronesh, Fastow, St. Petersburg–Warschau und zum Teil auf den südwestlichen Linien. Nach Odessa kam 1894 aus Polen 5 824 000 Pud Kohle gegen 5 300 000 aus dem südrussischen Becken.[2]

Es bleibt noch übrig, einen Blick auf die Eisenindustrie des Rayons zu werfen. Diese hat bereits eine längere Geschichte hinter sich, denn schon in dem Herzogtum Warschau um das Jahr 1814 zählte man 46 Hochöfen für Eisenerz.[3] Die Entwicklung ging jedoch so langsam vor sich, daß Polen es bis zu den achtziger Jahren nicht über eine Produktion von 2,5 Millionen Pud Roheisen, 1,4 Millionen Pud Eisen und 3,9 Millionen Pud Stahl gebracht hatte.[4]

Ein neues Blatt in der Geschichte der polnischen Eisenindustrie beginnt mit der Wendung in der russischen Zollpolitik. Die kurze freihändlerische Periode nach dem Krimkriege dauerte für das Eisen etwas länger als für andere Waren, da die russischen Eisenwerke auch bei der stärksten Schutzzollpolitik nicht hätten den vom Eisenbahnbau gestellten enormen Anforderungen genügen können. Seit dem Jahre 1881 tritt aber auch hier der Schutzzoll an Stelle des Freihandels, und nach einer allmählichen Steigerung wurden die Zollsätze im Jahre 1887 auf 25 und 30 Kopeken in Gold per Pud Roheisen, auf 50 Kopeken bis 1,10 Rubel für Eisen und 70 Kopeken für Stahl festgesetzt; der Tarif von 1891 hat eine abermalige Erhöhung der Zölle gebracht.[5] Als unmittelbare Wirkung der Zollrevision

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[1] Im Durchschnitt wurde nach Rußland eingeführt:

1866–1870 jährlich 491 Mill. Pud fremde Kohle
1871–1875 jährlich 605 Mill. Pud fremde Kohle
1876–1880 jährlich 971 Mill. Pud fremde Kohle
1881–1885 jährlich 1122 Mill. Pud fremde Kohle
1886–1890 jährlich 1097 Mill. Pud fremde Kohle

(Der Bergbau Rußlands, S. 75.) [Fußnote im Original]

[2] Prawda, Nr. 52 vom 26. Dezember 1896. [Fußnote im Original]

[3] Der Bergbau Rußlands, S. 57. [Fußnote im Original]

[4] l. c., S. 58 ff. [Fußnote im Original]

[5] l. c., S. 65; Die Fabrikindustrie Rußlands, XIX, S. 181. [Fußnote im Original]