Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 138

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menten anpassen. Das Łódźer Fabrikantentum ging denn auch zur Produktion billiger und einfacher Baumwollwaren über, wie Trikot und andere grobe bedruckte Stoffe, vor allem aber zur Produktion von Barchent. Die Fabrikation dieser Stoffe wurde zuerst 1873 aus Sachsen nach der Stadt Pabianice verpflanzt.[1] Heute herrscht sie in der ganzen Produktion des Rayons vor, wie folgende Zahlen dartun. Es wurde in Łódź verfertigt[2]:

1881 1886
Lancort 29% 27%
Bjas[1] 44% 29%
Barchent 10% 35%
Mitkal 5½% 5%
Verschiedenes 11½% 4%
100% 100%

[1] Bias ist ein aus bucharischer Baumwolle verfertigtes Gewebe. [Fußnote im Original]

Auch der Umschwung in der Zollpolitik 1877 hatte einen neuen Zweig der Baumwollindustrie im Łódźer Rayon ins Leben gerufen, nämlich die Fabrikation von sogenanntem gemischtem Spinngarn aus Baumwolle und Wolle (Vigogne). Bis dahin aus Werdau und Crimmitschau massenhaft nach Rußland importiert, sah sich dieses Produkt kurz nach der Einführung des Goldzolls den Eingang nach Rußland versperrt. Behufs Umgehung dieser Zollmauer wurden nun einige Fabriken von deutschen Unternehmern aus Sachsen direkt nach Łódź versetzt, und schon 1886 verfertigten hier über 39000 Spindeln gemischtes Garn.[3]

Auf diese Weise erscheint die heutige Gestaltung der großen Baumwollindustrie im Łódźer Rayon als ein Ergebnis der Erschließung der russischen Märkte und der russischen Zollpolitik in den siebziger Jahren.

Nicht minder ist die Wollindustrie des Rayons von denselben Faktoren beherrscht. Schon der gewaltige Sprung der Produktion von 4 Millionen im Jahre 1870 auf 22 Millionen im Jahre 1880 zeigt, welchen Einfluß der russische Absatz auf diesen Industriezweig Polens ausgeübt hat. Was speziell die Wollspinnerei betrifft, so verdankt sie ihre heutige Entwicklung ganz besonders der Zollpolitik Rußlands. Die Einführung des Goldzolls 1877 hatte die Verpflanzung vieler ausländischer Spinnereien nach Łódź zur unmittelbaren Folge; die größte mit 22 000 Spindeln wurde

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[1] Berichte der Kommission zur Untersuchung …, II, S. 23. [Fußnote im Original]

[2] A. S.: Moskau und Łódź, S. 51. [Fußnote im Original]

[3] Berichte der Kommission zur Untersuchung. II, S. 25. [Fußnote im Original]