Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 121

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Vorbild der deutschen Seehandlung[1] und der belgischen Société générale eingerichtet wurde. Das war eine Emissions-, Effekten-, Depositen-, Hypotheken-, Kommissions- und Industriebank zugleich. Dotiert ursprünglich mit einem Fonds im Betrage von 3 Millionen Rubel, bekam sie daneben noch Depositen-, Kautions-, geistliche, Feuerversicherungs-, Pensions- und andere Kapitalien auf Depot, was bis 1877 zusammen 282 Millionen Rubel repräsentierte. Die Bank eröffnete der Industrie ebenso wie der Landwirtschaft Kredit. Im Laufe von 50 Jahren seit ihrer Gründung hat sie den kommerziellen und industriellen Unternehmungen allein Kredit im Betrage von 91 Millionen Rubel gewährt. Die Tätigkeit der Bank war äußerst vielseitig. Sie gründete nicht nur selbst Fabriken, betrieb den Bergbau und die Landwirtschaft, sondern sorgte auch für Verkehrsmittel. Die erste polnische Eisenbahnlinie Warschau-Wien 1845 war hauptsächlich das Werk der Polnischen Bank.

Die oben skizzierte Tätigkeit der Regierung war der erste wichtige Faktor der Entwicklung der Industrie in Russisch-Polen. Welche Umstände auch ihre fernere Geschichte beeinflußt haben mögen, ihre Entstehung verdankte sie unzweifelhaft der Initiative und den Bemühungen der Regierung.

Wir sehen zwar – wie gesagt – auch in anderen Ländern, in Frankreich und Deutschland z. B., die Regierungen an der Wiege der Manufaktur stehen und mit tätiger Hand in ihre Schicksale eingreifen. Hier boten aber die Regierungen ihre Unterstützung nur einer natürlichen Entwicklung der städtischen Produktion, welche von selbst und kraft objektiver Faktoren, wie der Akkumulation des Handelskapitals, der Erweiterung des Absatzmarktes, der technischen Entwicklung des Handwerks, zur Umwandlung in die manufakturmäßige Produktionsweise vorschritt. In Polen war die Manufaktur, ganz wie ehemals das städtische Handwerk, ein in fertiger Gestalt importiertes fremdes Produkt, welches weder in technischer noch in sozialer Beziehung an eine eigene ökonomische Entwicklung Polens anknüpfen konnte. Die Tätigkeit der Regierung war hier daher der einzige positive Faktor der Entstehung der Manufaktur, und dies erklärt uns die Vorliebe, mit welcher polnische Ökonomisten und Publizisten auf dieselbe zurückkommen, dabei ihre Bedeutung in der Geschichte der polnischen Industrie im ganzen nur zu oft überschätzend. Vor allem vergessen sie aber, daß die autonome polnische Regierung in ihrer geschilderten Tätigkeit im innigsten Einvernehmen mit dem russischen Zarismus handelte, der

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[1] Die Seehandlung wurde 1772 als Gesellschaft für überseeischen Handel gegründet, aber auf Grund zu geringer Erfolge 1820 in ein Kredit- und Handelsinstitut des Staates umgewandelt, mit dem Ziel, dem Staat Kapital zu beschaffen. Sie war Vorläufer der Preußischen Staatsbank.