aber – was das Einfachste – die Warenpreise zu erhöhen und so das den Arbeitern gemachte Zugeständnis auf die Konsumenten abzuwälzen. Aber auch das konsumierende Publikum geht bei der „deutschen Wissenschaft“ nicht leer aus: Für das Publikum hat Herr Sombart erstens den Trost, daß ja ein Lohnkampf nicht immer zu gelingen brauche („wenn etwa rechtzeitig Ersatzmänner beschafft werden“! S. 84), und zweitens, falls durch Lohnkämpfe die Waren teurer werden, „die Genugtuung“, durch Ankauf teurer Waren auf die „vornehmste, weil am wenigsten kränkende Weise“ den Ausgleich sozialer Gegensätze herbeigeführt zu haben. Am meisten rechnet der Herr Professor dabei mit Recht auf „Frauenherzen“, besonders auf verlobte. „Sollte es der glücklichen Braut etwa schwer werden, für ihre Wäscheausstattung statt zehntausend Mark zehntausendfünfhundert zu bezahlen“, um eine Lohnerhöhung der armen Näherinnen zu decken? (S. 83.) Gewiß ist am ehesten ein junges Mädchen im Brautstand für die einzig „richtige“, „realistische“, „historische“ Methode der Nationalökonomie zugänglich, und so sind denn die letzten Schwierigkeiten der Gewerkschaftsbewegung beseitigt.
Da aber selbst die Sonne ihre Flecken und das schönste Gesicht oft ein Leberfleckchen oder eine andere Unvollkommenheit hat, so hat auch die kapitalistische Gesellschaft ihre „Unvollkommenheit“: die Krisen. Jedoch Herr Sombart hält auch gegen Krisen ein Mittel bereit: Es ist dies wieder – die Gewerkschaftsbewegung. „Während sie nämlich, wie wir sehen, der großen historischen Mission des Kapitalismus : die ökonomischen Produktivkräfte zu entwickeln, keine Hindernisse bereitet, sondern ihr eher förderlich ist, eignet sie sich auf der anderen Seite dazu, Unvollkommenheiten dieses selben kapitalistischen Wirtschaftssystems auszugleichen ... Woran ich zunächst dabei denke, ist die Sicherung gegen Störungen im verkehrswirtschaftlichen Mechanismus, gegen Krisen.“ (S. 86/87.)
Der „geniale Unternehmer“, der seine Konzessionen an die Arbeiter auf das Publikum abgewälzt hat, findet zum Lohne für diese Tugend auch noch vermehrten und gesicherten Absatz.
Und so wickelt sich alles zur allgemeinen Zufriedenheit ab: Die Gewerkschaftler haben höhere Löhne, die Unternehmer den alten Profit und größeren Absatz, die Braut ein gutes Gewissen und den Bräutigam, und Herr Professor Sombart die Popularität. Der ganze wissenschaftliche Ballast eines Ricardo, Lassalle und Marx ist über Bord, und das flinke Fahrzeug der „realistischen“ Methode „segelt bei günstigem Winde in das zwanzigste Jahrhundert hinein. Vogue la galère!“