Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 713

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Sorten im Inlande selbst unmöglich gemacht. Der russische Weizen, nachdem man ihm die deutsche Grenze gesperrt hatte, drängte gerade nach denselben Märkten, wo sonst das ostpreußische Getreide lohnenden Absatz fand, so daß dieses sich den Eingang nach England und Skandinavien versperrt sah. Das preußische Getreide bekommt ferner erst durch Mischung mit russischem jene Qualitäten, die ihm einen guten Absatz auch im Inlande sichern.

Das Ergebnis des Zollkrieges gegen Rußland, der die deutschen Getreidepreise vor dem Druck der russischen Konkurrenz hatte schützen sollen, war nur, daß die Preise in Deutschland rapid, und zwar stärker fielen sogar als die Preise auf dem Weltmarkt.

Der Preisrückgang für Weizen von 1891 bis 1893 betrug nämlich in London 49,63 M, in Rußland (1891-1894) 20-25 M, in Berlin 72,66 M.

Am wenigsten ist also Rußland, am meisten Deutschland selbst getroffen worden. Die deutschen Agrarier haben sich sogar eine einhalbmal so starke Preisreduktion als das zollfreie Getreide auf dem englischen Weltmarkt gefallen lassen müssen, trotzdem sie sich ringsherum durch eine Zollmauer von 35 M pro Tonne, Rußland gegenüber von 50 und 75 M pro Tonne, „geschützt“ hatten. Und von ganz Deutschland sind ostpreußische Agrarier, die bei dem Kesseltreiben gegen Rußland die Oberheizer waren, am ärgsten gestraft worden. Während der Preisrückgang in der Periode des Differentialzolles gegen Rußland in Berlin 72,66 M war, betrug er in Königsberg ganze 78,50 M.

So hat denn das Experiment, das gegen Rußland zwei Jahre lang ausgeführt wurde, ein glänzendes Fiasko ergeben. Und wollten unsere Agrarier aus der Schlappe, die sie sich selbst bereitet hatten, etwas lernen, dann müßten sie sich folgendes klarmachen:

Eine hohe Sçhutzzollmauer könnte dem deutschen Agrarier nur dann nützen, wenn es möglich wäre, Deutschland landwirtschaftlich von der übrigen Welt zu isolieren, das heißt, ebenso auf die Einfuhr wie auf die Ausfuhr von Getreide zu verzichten. Das erstere ist aber durch die Unbeweglichkeit der deutschen Landwirtschaft, durch ihre rückständige Betriebsweise, durch beschränkte räumliche Verhältnisse, endlich nicht zum geringsten durch die Naturbeschaffenheit des deutschen Getreides ausgeschlossen. Die Tatsache, daß Deutschland selbst für sich quantitativ nicht entfernt genug erzeugt, läßt sich durch keine Zollmauern aus der Welt schaffen. Ebenso muß die andere Tatsache als gegeben betrachtet werden, daß sowohl in Deutschland wie im Auslande das deutsche Getreide nur gemischt mit dem russischen konsumiert wird. Der internatio-

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