Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 711

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Roggen Weizen

35-Mark-Zoll

(für Rußland 50 M)

1892 548 599 Tonnen 1 296 213 Tonnen

35-Mark-Zoll

(für Rußland 75 M)

1893 227 578 703 453
35-Mark-Zoll 1894 653 624 1 153 837
1895 964 802
1896 1 030 670 1 652 705

So zeigt die lange Zahlenreihe für die Einfuhr des ausländischen Getreides nach Deutschland ein stetiges und unaufhaltsames Steigen, entsprechend dem Wachstum der Bevölkerung und der steigenden Lebenshaltung. Die Schwankungen des Zollsatzes erscheinen im ganzen als fast ohne jeden Einfluß auf die eingeführte Getreidemenge, die sich vielmehr nach der jedesmaligen deutschen und nach der Welternte richtet.

Wenn besonders seit 1894, das heißt seit dem Inkrafttreten des deutschrussischen Handelsvertrages, die Einfuhr stark wächst, so steht das nicht mit der Beseitigung der Kampfzölle gegen Rußland an sich, sondern mit der gleichzeitigen Aufhebung des Identitätsnachweises im Zusammenhang, mit der man die „geschädigten“ Agrarier für den Vertrag kompensierte.

Diese Aufhebung des Zwanges, die Identität des ausgeführten Getreides mit dem eingeführten nachzuweisen, an den die Rückerstattung des Einfuhrzolles gebunden war, richtete nämlich massenhaft den ostpreußischen Weizen wieder nach dem Auslande, wofür die westpreußischen Konsumenten im gestärkten Maße wieder zur ausländischen Zufuhr zurückkehrten.

Der in den Jahren 1892-1894 gegen Rußland geführte Zollkrieg hatte nur das eine Ergebnis, daß er eine Verschiebung im gegenseitigen Verhältnis der verschiedenen Getreidelieferanten Deutschlands herbeiführte und an Stelle Rußlands Amerika sowie Rumänien treten ließ.

Was die Menge des ausländischen Getreides im ganzen betrifft, deren Deutschland bedarf, so kehrt sie sich nicht im geringsten an die Zollschranke. Die ganze Theorie der Agrarier, wonach der Schutzzoll fördernd auf die Entwicklung der deutschen Landwirtschaft wirken soll, erweist sich als eine falsche Vorspiegelung.

Einen „erzieherischen“ Charakter, wie die Industriezölle in der früheren Periode, hat der agrarische Schutzzoll nicht im geringsten. Nicht auf die landwirtschaftliche Produktion, ihren Umfang, ihre Intensität, ihre Technik, ist seine Wirkung berechnet, sondern bloß auf die Preise der land-

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