Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 699

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träge Deutschlands mit anderen Staaten in Handelsverträge der deutschen Regierung mit den bürgerlichen Parteien – dies also und nichts anderes ist der wirkliche Sinn der harmlosen Vorschläge der Agrarier.

Das Manöver ist, das muß man den Notleidenden lassen, schlau. Aber neu ist es keineswegs. Schon als die agrarische Herrlichkeit unter Bismarcks Zepter ihre höchsten Triumphe feierte, Ende der 80er Jahre, war die Einführung des maximalen und minimalen Doppeltarifs in Aussicht genommen; mit ihr sollte der steigenden Flut der Hochschutzzöllnerei die Krone aufgesetzt werden.

Heute hält die Junkerpartei offenbar die Zeit für einen abermaligen Vorstoß nach derselben Richtung wieder für gekommen. Und sie beweist damit unseres Erachtens mehr politischen Spürsinn, als man auf den ersten Blick annehmen könnte. Niemals stand die Regierung in dem Maße unter dem Zwange, von der bürgerlichen Volksvertretung Zugeständnisse einhandeln zu müssen, wie jetzt. Indem sie die schiefe Bahn der Weltpolitik und der uferlosen Flottenpolitik betritt, an der im Grunde genommen niemand im Reiche – außer einigen Flottenlieferanten – ein reelles Interesse hat, muß sie sich fortlaufend zur Stellung von Forderungen vorbereiten, die sie nicht anders als durch Gewährung entsprechender Kompensationsobjekte bewilligt bekommen kann.

Als ein solches Objekt von großer Ausgiebigkeit und dauerndem Wert bietet sich von selbst die Zollpolitik. Es ist deshalb durchaus nicht ausgeschlossen, daß der deutliche Wink der Agrarier bei der Regierung nicht gerade auf Verständnislosigkeit stoßen wird.

Es wird daher Sache des arbeitenden Volkes und seiner Vertreter sein, die schlauen Berechnungen hier und dort zu durchkreuzen und für die internationalen Handelsverträge gegen parlamentarische „Handelsverträge“, für friedlichen Güterverkehr gegen Zollkrieg, für billiges Brot und weltwirtschaftlichen Fortschritt gegen Brotwucher und ostelbische Reaktion mit flammendem Wort und eiserner Tat einzutreten.

Leipziger Volkszeitung,

Nr. 40 vom 17. Februar 1900.

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