Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 671

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der Reihe. Dies geht aber nur so lange, wie die betreffenden Sonderinteressen sich diese abwechselnde Behandlung gefallen lassen. Die Agrarier sind nun die ersten, ihr Sonderrecht voll und ganz zu beanspruchen, sie zwingen die Nationalliberalen, Farbe zu bekennen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß ihr Mahnruf an die „agrarischen Elemente“ in der Nationalliberalen Partei über kurz oder lang den Erfolg haben wird, daß die genannten Elemente ihre bisherige zerlumpte Parteifahne fallenlassen, um sich um den Bund der Landwirte, wo sie auch hingehören, zu gruppieren. Schon die bevorstehenden Verhandlungen über die Handelsverträge werden in dieser Hinsicht entscheidend sein.

Und so bildet auch der jetzige Frosch-Mäuse-Krieg zwischen dem Bunde der Landwirte und den Nationalliberalen ein nicht unwichtiges Bruchstück in der allgemeinen Parteientwicklung unserer Bourgeoisie. Die alten politischen Phrasenschleier werden von den bürgerlichen Parteien selbst gegenseitig in Fetzen zerrissen, und der nackte Kern der Ausbeutungsinteressen tritt unverhüllt zutage – zur besseren Erkenntnis des arbeitenden Volkes.

Leipziger Volkszeitung,

Nr. 16 vom 20. Januar 1900.

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