Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 633

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höchstens auf eine grobe Inkonsequenz der Sozialdemokratie, aber um alles in der Welt nicht auf die eigene Inkonsequenz schließen wird. Das Ideal Kulemanns ist, wie er mehrfach ausdrücklich hervorhebt[1], der Deutsche Buchdruckerverband auf seiten der Arbeiter und dessen Korrelat, der Deutsche Buchdruckerverein, auf seiten des Unternehmertums, denen eine eingehende Behandlung in drei verschiedenen Teilen des Buches gewidmet ist. Mit solchen Organisationen glaubt er „eine Lösung der sozialen Frage im friedlichen Sinne“ erreichen zu können und trifft hier, nur mit etwas anderen Worten, mit Genossen David zusammen. Wenn David in der Tarifgemeinschaft der Buchdrucker „ein Stück des Sozialismus“, Kulemann aber „den gefährlichsten Gegner“ des Sozialismus sieht, so beruht die scheinbar gegensätzliche Beurteilung der Frage in beiden Fällen doch auf ganz gleichartigem Verständnis für das Wesen des Sozialismus.

Im übrigen wirkt aber das politische Prisma des Verfassers auf die Darstellung der tatsächlichen Verhältnisse keineswegs trübend, der Gegenstand ist vielmehr mit sichtlichem Bestreben, die Sachlichkeit zu wahren, behandelt worden. Kulemann zeigt sogar in anderen Fragen ein sehr weitgehendes Verständnis für die modernen Tendenzen der Gewerkschaftsbewegung. So weiß er zum Beispiel die Internationalität der wirtschaftlichen Interessen der Arbeiterklasse sehr gut zu würdigen. „Es liegt auf der Hand“, schreibt er, „daß die gewerkschaftliche Entwicklung nicht in die Grenzpfähle der einzelnen Staaten eingeengt werden kann, wird doch gegen jede noch so berechtigte Arbeiterforderung von den Vertretern der Unternehmer stets in erster Linie der Einwand erhoben, daß .durch ihre Befriedigung der einheimischen Industrie die Konkurrenz auf dem Weltmarkte unmöglich gemacht werde. Wenn dies nicht in einzelnen, vielleicht auf dem betreffenden Gebiete unvollkommen entwickelten Ländern, sondern überall in gleichem Maße geschieht, wenn man sich in Deutschland auf Österreich, Frankreich, England, Amerika und dort wieder auf Deutschland beruft, so erinnert das allerdings lebhaft an die Heinesche Erzählung von den beiden edlen Polen, von denen keiner wollte, daß der andere für ihn zahle, und die deshalb beide schließlich nicht dazu kamen, ihre Zeche zu berichtigen. Aber immerhin ist nicht zu bestreiten, daß die Produktionsbedingungen in den Kulturländern einem natürlichen Ausgleichsbedürfnisse unterworfen sind und daß die Industrie eines Landes geschädigt werden müßte, wenn die Ungleichheit ihrer Belastung im Vergleiche mit derjenigen der übrigen Länder ein gewisses Maß überschreiten

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[1] l. c., S. 259 u. 587. [Fußnote im Original]