Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 620

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Worin kann sich diese grundsätzliche Opposition in dem gegebenen Augenblick äußern? Darauf geben die Kundgebungen der Gruppe Vaillant-Zévaès-Groussier gleich in der ersten Sitzung der Kammer am 14. November Antwort. Es sind dies die Forderung der Einführung der Volkswehr an Stelle des stehenden Heeres und eine energische Interpellation in bezug auf die allgemeine, wirtschaftliche und soziale Politik der Regierung.

Die genannten Forderungen wurden von derjenigen Gruppe der sozialistischen Kammerfraktion gestellt, die sich seinerzeit gegen die Beteiligung an der Dreyfus-Affäre ebenso wie gegen den Eintritt Millerands in das Kabinett Waldeck-Rousseau erklärt hatte. Durch diese Stellungnahme wurden die um Guesde und Vaillant gruppierten Fraktionen während der Dauer der Krise in Frankreich von dem praktischen Kampf gegen den Militarismus, wie ihn die Fruktifizierung der Dreyfus-Affäre ermöglichte, ferngehalten. Um so selbstverständlicher erscheinen von ihrem Standpunkte die erwähnten Kundgebungen in der Kammer, mit denen sie nun, nach beendeter Krise, die Agitation gegen den Militarismus in kräftiger Weise wiederaufnehmen.

Andererseits sieht sich jedoch dieselbe sozialistische Gruppe durch die Lehren der letzten Ereignisse gezwungen, entgegen ihrem früheren Verhalten, trotz der Anwesenheit des verhaßten Galliffet[1] im Ministerium und bei gleichzeitiger schroffer Opposition gegen das Kabinett es doch als aufrichtig republikanische Regierung in entscheidenden Momenten gegen die Attacken der Nationalisten zu unterstützen, wie die Abstimmung des 16. Novembers in der französischen Kammer[2] bewiesen hat.

Hier haben die Urheber des bekannten Manifestes Guesde-Vaillant, das die Spaltung der sozialistischen Kammerfraktion proklamierte, einen wichtigen Schritt zur Verständigung mit der Gruppe der „Petite République“[3] getan.

Aber ebensosehr werden auf der anderen Seite die um den Genossen Jaurès gruppierten Sozialisten von ihrem Standpunkte dazu geführt, ihrer-

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[1] Der französische General Gaston-Alexandre-Auguste Marquis de Galliffet, der maßgeblich an der grausamen Niederschlagung der Pariser Kommune beteiligt war, wurde 1899/1900 Kriegsminister im Kabinett Waldeck-Rousseau.

[2] Am 16. November 1899 war der Regierung mit Unterstützung durch die Sozialisten mit 317 gegen 212 Stimmen das Vertrauen ausgesprochen und der Mißtrauensantrag der Rechten abgelehnt worden, die die Regierung wegen der Begnadigung von Alfred Dreyfus und des Vorgehens gegen demonstrierende Offiziere heftig angegriffen hatten.

[3] Gemeint sind Alexandre-Étienne Millerand und dessen Anhänger, die in seiner Zeitung „La Petite République“ ihre reformistischen Auffassungen vertreten hatten.