Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 604

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faltigkeit in der individuellen Lage der Arbeiter zu beseitigen und ein allgemeines Niveau der Lebenslage herzustellen, also das Unterscheidende, Trennende in der Lage der Arbeiter abzustellen und das Gemeinsame, Vereinigende herzustellen. Dahin wirkt die allgemeine Tarifierung der Löhne in verschiedenen Gewerben, die die großen Abstände zwischen bestsituierten und meistausgebeuteten Arbeitern beseitigt und sie im gemeinsamen Interesse solidarisiert.

Dasselbe wird noch auf einem anderen Wege durch die Gewerkschaft erreicht, indem sie nämlich die Arbeiter verschiedener Fachberufe in einen Interessenverband zusammenbindet und so die durch die gesellschaftliche Arbeitsteilung künstlich geschaffene Kluft zwischen einzelnen Arbeitergruppen überbrückt. Hierfür ist die Entwicklung der Gewerkschaft der Schiffsbauer charakteristisch. Hier hat die Verdrängung des Holzschiffsbaues durch den Eisenschiffsbau und damit der zünftig gelernten Arbeit durch die moderne Arbeitsteilung zum Zusammenschluß aller auf der Werft Arbeitenden: der Schiffszimmerer, Tischler, Schmiede, Schlosser, Kupferschmiede, Dreher etc., in einer Gewerkschaft geführt.[1]

Im gleichen Maße bereitet die Arbeiterkoalition auch durch die Beseitigung der letzten Reste der zünftlerischen Gegnerschaft zwischen einzelnen Berufen, zwischen dem gelernten und dem ungelernten Arbeiter den Boden zur Vereinigung aller Proletarier im gemeinsamen Klassenbewußtsein.

In dem erwähnten Schiffsbauerverbande wurde der zünftige Schiffszimmerer, der sich lange Zeit als etwas Besseres denn die nichtzünftigen Arbeiter betrachtete, mit diesen zusammen organisiert. Die Maßschneider lernten in der Gewerkschaft ihre Überhebung über die Konfektionsarbeiter ablegen und ihnen die Hand zum gemeinsamen Arbeiterkampfe reichen.[2] Die Seiler und Reepschläger, die sich früher arg befehdeten, wenn einer dem anderen „ins Handwerk pfuschte“, sind jetzt in einem Verbande organisiert.[3] Der aus verschiedenen Handwerkern bestehende Werftarbeiterverband verschmolz sich im Jahre 1892 mit dem aus einfachen Tagelöhnern, wie den Baggerern, Ewerführern, Kaiarbeitern etc., bestehenden Hafenarbeiterverbande.[4]

Endlich führt die Gewerkschaft mit unüberwindlicher Logik von Fach-

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[1] Die Gewerkschaft machte dann in den 90er Jahren noch verschiedene Organisationsversuche und schloß sich 1896 dem Metallarbeiterverband an. l. c., S. 313. [Fußnote im Original]

[2] l. c., S. 364. [Fußnote im Original]

[3] l. c., S. 404. [Fußnote im Original]

[4] l. c., S. 312. Die beiden Verbände gingen zwar nach zwei Jahren wieder auseinander, aber aus rein praktischen Gründen. [Fußnote im Original]