Wahlflugblätter und Wahlreden das Zentrum aufs schärfste bekämpften. Dadurch wird unsere Abstimmung für das Zentrum nicht besser, nur wurde mit dieser Abstimmung eben den Reden und Flugblättern ins Gesicht geschlagen.
Und so betrachten wir die bayerische Wahlabmachung als einen grundsätzlich verwerflichen Kuhhandel, der obendrein, wie dies stets der Fall, auf eine saftige Dummheit vom praktischen Standpunkte hinauslief.
Parvus beschuldigt uns zum Schluß, einfach immer das Gegenteil von dem behaupten zu wollen, was Genosse Vollmar sagt, und er protestiert dagegen aus Achtung vor der „sozialrevolutionären Kritik“. Hier hat er auch, abgesehen von der „sozialrevolutionären Kritik“, vollkommen recht. Wir glauben gleichfalls, daß, wenn Genosse Vollmar erklären wird, die Erde sei kugelförmig, es nicht notwendig ist, ihm zum Trotz zu behaupten, sie sei ein Zylinder.
Aber das ist auch so selbstverständlich, daß wir in dieser Erklärung von Parvus weniger einen Vorwurf für uns wegen der Gegnerschaft zu Vollmar, als eine indirekte Entschuldigung von ihm für seine Übereinstimmung mit Vollmar sehen.
Aber er mag ruhig sein, niemand von uns wird seine Stellungnahme in diesem einzelnen Falle mit der Vollmars identifizieren. Was bei dem letzteren eine Konsequenz seiner allgemeinen opportunistischen Politik, ist bei Parvus nur die schiefe Beurteilung einer Einzelerscheinung.
Es geschieht auch deshalb – und nicht etwa, wie uns Parvus schon aufs Wort glauben wird, aus Mangel an Sinn für das Komische oder an Mitteln, es dem Leser zu zeigen –, daß wir den drastischen Ausfall von Parvus so sanft beantworten. Ein zufälliges Ausrutschen zählt nicht, und im allgemeinen stehen wir ja mit Parvus auf der gleichen Linie und hoffen fest, daß er, trotzdem er, wie er schreibt, jetzt leider sehr wenig Zeit für unsere Streitigkeiten übrighat, doch nach wie vor sein wachsames Auge auf die Partei richten und bei jedem opportunistischen Seitensprung die Betreffenden mit jener elementaren Wucht treffen wird, in der es ihm keiner sobald nachmacht.
Leipziger Volkszeitung,
Nr. 222 vom 25. September 1899.