Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 542

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schwieriger. Sieht man sich die Statistik der Grundbesitzverhältnisse an, so scheint die Konzentration hier eingeschlafen zu sein, wo nicht zurückgehen zu wollen.

Allein das Verkehrte liegt gerade in der Annahme, die Statistik des Grundbesitzes entspreche wirtschaftlich der Statistik der industriellen Betriebe und gebe über die tatsächliche Entwicklung der Landwirtschaft einen Aufschluß. Dies ist aber nicht der Fall. Der Kleinbesitz ist z. B. in der Landwirtschaft noch nicht ohne weiteres Kleinbetrieb. So ruft gerade der Übergang zur intensiven, also mehr kapitalistischen Wirtschaft gegenwärtig in Ostelbien nach zwei Richtungen Einschränkung der Fläche des Grundbesitzes hervor: erstens durch Zerschlagung übergroßer Güter in kleinere, leichter zu bewirtschaftende, zweitens durch Schaffung kleiner Parzellengüter, die den Zweck haben, den ländlichen Arbeiter an die Scholle zu binden.

Ferner besagt die Statistik des Grundbesitzes an sich weder etwas über die Erwerbsverhältnisse der ländlichen Bevölkerung im ganzen noch auch über ihre wirklichen Besitzverhältnisse, die vielmehr aus den Hypothekenbüchern zu ersehen sind.

Will man also über die Entwicklung der Landwirtschaft Aufschluß bekommen, so muß man die nackten statistischen Zahlen des Grundbesitzes beiseite lassen und die Gesamtheit der Erscheinungen in der modernen Landwirtschaft ins Auge fassen.

Hier sieht man aber vor allem folgende wichtige Tatsachen.

Die landwirtschaftliche Bevölkerung ist im starken Rückgang begriffen: 1882 machte sie noch 42,5 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, 1895 nur noch 35,7 Prozent; die Zahl der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft war 1882 43,4 Prozent aller Erwerbstätigen, 1895 bloß 36,2 Prozent. Dies erklärt sich nur dadurch, weil eine Funktion nach der anderen der Landwirtschaft von der Industrie abgenommen wird, so die Bearbeitung ihrer Rohprodukte und die Anfertigung ihrer Arbeitsmittel.

Zweitens wird ein immer größerer Teil der ländlichen Bevölkerung auf die Industrie als Nebenerwerb angewiesen. Von den Inhabern der landwirtschaftlichen Betriebe im Deutschen Reich sind hauptberuflich tätig: als selbständige Landwirte 45 Prozent, als Lohnarbeiter in der Landwirtschaft 13 Prozent, in der Industrie über 14 Prozent. Von den einzelnen Regierungsbezirken bilden die in der Industrie beschäftigten „Bauern“ z. B. im Bezirk Merseburg 25 Prozent, im Bezirk Düsseldorf 32 Prozent, im Bezirk Arnsdorf ganze 45 Prozent aller Inhaber von landwirtschaftlichen Betrieben!

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