dem ihm versetzten „Todesstoß“ geblieben ist! Die „Fränkische Tagespost“ muß zugeben, daß man mit dem Wahlmanöver keine Garantie für eine gründliche Wahlreform erreicht hat, und weiß angesichts dessen nur einen Rat: „Zunächst abwarten!“ Das ist der „greifbare Erfolg“ der glänzenden „praktischen Politik“ des Opportunismus.
Wahrhaftig, es ist sehr zu bedauern, daß es uns nicht erlaubt ist, auf die Opportunisten dieselbe geniale Taktik anzuwenden, die sie jetzt in Bayern auf das Zentrum angewandt haben, ihnen nämlich für einige Zeit das Heft in die Hand zu geben, damit sie die Verantwortlichkeit für die Bewegung tragen und sich nach Herzenslust blamieren. Wir sind sicher, ein einziges Jahr würde genügen, damit unsere „praktischen Politiker“ mit ihren „greifbaren Erfolgen“ die ganze Bewegung – nicht prinzipiell, davon reden wir hier gar nicht, nein, praktisch, rein praktisch – auf den Hund gebracht hätten.
Eine solche Taktik gehört aber leider nur in den „bayerischen Verhältnissen“ zur politischen Weisheit. Die Partei muß dem Opportunismus gegenüber zu einer entgegengesetzten greifen. Sie darf ihrerseits nicht mit der „Fränkischen Tagespost“ „zunächst abwarten“, sondern muß mit der „Münchener Post“ sagen: „Wer in der praktischen Politik steht, darf kein Gefühlsmensch sein“, und demgemäß mit den „praktischen Politikern“ sich gründlich auseinandersetzen.
Leipziger Volkszeitung,
Nr. 212 vom 13. September 1899.