Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 475

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allgemeinen Konferenz der Gewerkschaften „eine neue Methode gewerkschaftlicher Tätigkeit – die Politik der Schlichtungen und Schiedssprüche“, proklamiert.[1] Aber Schlichtungen und Schiedssprüche sind nur möglich, wenn ein gemeinsamer Boden im voraus gegeben ist. Und ein solcher fand bald einen greifbaren Ausdruck in dem sehr verbreiteten System der gleitenden Lohnlisten[2], das seinerseits wirtschaftlich auf der Interessenharmonie zwischen dem Unternehmer und Arbeiter fußt. Nur weil das Unternehmertum wie die Arbeiterschaft auf diesem gemeinsamen Boden standen, war die große Verbreitung der kollektiven Vertragsschließung, der Einigungsämter, der Schiedsgerichte, wie wir sie bis in die achtziger Jahre sehen, möglich. Damit verwandelten sich aber die Zusammenstöße und Reibungen zwischen Arbeit und Kapital aus einem Klassenkampf in Auseinandersetzungen zwischen Käufer und Verkäufer, wie sie bei jeder Ware stattfinden. War das Unternehmertum auf der einen Seite zu der Einsicht gelangt, daß die Streiks „unvermeidlich bei kommerziellen Verhandlungen über den Ankauf der Arbeit“ seien, so beschied sich auf der anderen die Arbeit dazu, sich als bloßer Gegenstand „kommerzieller Verhandlungen“ zu betrachten.

Als Grundlage des ganzen gewerkschaftlichen Kampfes akzeptierten die Trade-Unions die Lehre der bürgerlichen Nationalökonomie vom Angebot und der Nachfrage als einzigem Regulator der Löhne, und „es schien eine selbstverständliche Folgerung, daß das einzige in ihrer Macht liegende Mittel, ihre Verhältnisse sicherzustellen oder zu verbessern, das war, das Angebot zu verringern“[3].

Demgemäß sehen wir als Kampfmittel des gewerkschaftlichen Kampfes zu jener Zeit die Abschaffung der Überstunden, die Beschränkung der Lehrlingszahl und die Auswanderung (in einzelnen Branchen bis in die 80er Jahre), das heißt, ausgenommen den ersten Punkt, rein zünftlerische Methoden.

Den gleichen Charakter nahm die politische Seite der gewerkschaftlichen Bewegung an. Hierfür sind namentlich zwei Standpunkte bezeichnend. Vor allem die eigene politische Stellungnahme der englischen Trade-Unionisten: Bis Mitte der 80er Jahre waren sie und sind heute noch zum größten Teil durchweg reine Bourgeois, liberale oder konservative. Ferner aber die Methoden und Mittel, die sie in ihrem Kampfe um die Arbeiterschutzgesetze anwandten. Es war dies nicht etwa Volksagitation, wie in Deutsch-

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[1] Ebenda, S. 151. [Fußnote im Original]

[2] Siehe Grundlage dieses Systems war die zwischen Unternehmern und Arbeitern getroffene Vereinbarung, daß die Höhe des Lohnes von einem bestimmten Verhältnis zu den Veränderungen des Marktpreises der Produkte abhängig ist. Es ließ die Möglichkeiten für Manipulationen gegen die Arbeiter offen und wurde deshalb von diesen abgelehnt.

[3] Ebenda, S. 160. [Fußnote im Original]