Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 41

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den Klassen bilden in den polnischen Ländern das stärkste Bollwerk der Annexion, und die fremden Regierungen werden erst recht taube Ohren für die Forderungen des Proletariats haben. Würde aber dieses durch Taten seinen Forderungen Nachdruck verleihen wollen, so ist es einer blutigen Niederlage gewiß, solange es nicht Herr seiner Schicksale ist. Die Annahme dieser Resolution würde also der Aussprechung eines frommen Wunsches gleichkommen. Und da trifft zu, was Dr. Adler in Zürich gesagt hat: „Wenn wir, ein sozialistischer Kongreß, nur eine Gesellschaft von Leuten darstellen, die bloß fromme Wünsche aussprechen, dann wird man fernerhin weder in Europa, soweit es herrscht, noch in Europa, soweit es unterdrückt ist, irgendwelchen Wert auf unsere Beratungen legen.“[1] Somit erscheint der Schlußsatz der Resolution ebenso unstichhaltig wie ihre beiden Erwägungen.

Die Folgen einer eventuellen Annahme der fraglichen Resolution für die polnische Bewegung sind klar: Sie wäre eine Sanktion höchster Instanz der nationalistischen Tendenzen in derselben.

Für die Bewegung in anderen Ländern würde sie auch ihre Bedeutung haben. Die polnische Resolution ist, wie wir gesagt, im Wesen identisch mit der holländischen: Die eine will durch die Aufhebung der Kriege künftigen Annexionen vorbeugen, die andere will durch die Aufhebung einer Annexion frühere Kriege rückgängig machen. Die Annahme der polnischen Resolution würde somit eine Bresche in die Beschlüsse der früheren Kongresse betreffend die holländische legen. Wenn auch die letzte ein utopisches Mittel vorschlägt, während die erste sich auf eine „Forderung“ beschränkt, so sind beide nichtsdestoweniger gleich utopisch.

Endlich würde die Aufnahme der polnischen Forderung ins Programm des internationalen Proletariats konsequent eine ganze Reihe analoger nationaler Fragen, wie die staatliche Befreiung Böhmens, Irlands, die Aufhebung der Annexion Elsaß-Lothringens, vor demselben aufrollen. Sie würde ferner für alle diese Länder ebenso wie für Polen die Organisation auf nationaler Grundlage zum Zwecke der nationalen Befreiung, also die Auflösung des geschlossenen politischen Kampfes aller Proletarier in jedem Staate in eine Reihe fruchtloser nationaler Kämpfe, im Prinzip sanktionieren und als eine mögliche Konsequenz in Aussicht stellen.

Seit jener Zeit, wo die Einigung Polens zum Postulat der auswärtigen Politik des Proletariats erhoben wurde, hat sich vieles in der Welt geändert. Anders sieht jetzt die politische Lage Europas aus: Ihr Schwer-

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[1] Protokoll des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses in der Tonhalle Zürich vom 6. bis 12. August 1893, Zürich 1894, S. 26.