Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 263

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Da wären wir glücklich bei der „praktischen Richtung“ angelangt. Aber „gr.“ beeilt sich sofort, das Gesagte wieder zurückzunehmen, indem er gegen diese Benennung der Richtung protestiert, weil sie die letztere „unberechtigterweise lächerlich zu machen geeignet ist“. Wieder einige Zeilen weiter haben wir schon ganze drei Richtungen in der Partei, die sich aber bloß durch ganz sanfte Nuancierung der Taktik voneinander unterscheiden. Und zum Schluß verschwindet wieder alles im Nebel, wir haben „eine weitgehende und erfreuliche Einigkeit innerhalb der Partei“, und die Gegensätze in der Taktik sind bloß eine Erfindung einiger böswilliger „Parteischriftsteller“.

Es liegt uns fern, „gr.“ durch „gr.“ in Verlegenheit bringen, seine eigenen Meinungen sich untereinander raufen lassen zu wollen.

Aber das heillose Dunkel, das über all seinen Ausführungen über die Parteitaktik herrscht, hat „Methode“, es hat einen politischen Grund. Es ist dies jene Politik, die allen geben und niemandem nehmen, alle befriedigen und niemanden kränken, alle Differenzen verwischen, alle Widersprüche aussöhnen, alle Gegensätze in einem Meer sauer-süßlicher Beschwichtigungslimonade ertränken will.

War aber diese Politik allezeit für die Partei schädlich, so ist sie im gegebenen Augenblick doppelt unangebracht. Sie ist es nämlich, die geeignet ist, das Gute und Wichtige, was der Stuttgarter Parteitag geleistet hat, wieder rückgängig zu machen, indem sie die in Stuttgart klar und offen konstatierten weitgehenden Meinungsdifferenzen in der Partei wieder ableugnen und so die einmal geklärte Lage wieder ins Dunkle ziehen will. Das ist es, wogegen wir uns entschieden wenden müssen. Einige Punkte, die dem Genossen „gr.“ immer noch unklar bleiben, wie die Frage von dem Zusammenhang der „praktischen Richtung“ mit den kleinbürgerlichen Einflüssen, von dem Unterschiede zwischen ihrer Auffassung und der parteiüblichen, verdienen, für sich behandelt zu werden. Was den Genossen „gr.“ selbst betrifft, so lassen wir ihn in Ruhe, deren er bedarf, um mit seinen „zwei Schichten des Proletariats“ ins klare zu kommen. Wir möchten ihm nur einen dringenden Wunsch beim Abschied ans Herz legen, den Wunsch nämlich, daß in dem beschwichtigenden Redakteur des „Vorwärts“ nicht ganz und gar der politische Vertreter der revolutionären Dresdener Arbeiterschaft untergeht.

Sächsische Arbeiter-Zeitung (Dresden),

  1. Nr. 243 vom 19. Oktober 1898,

  2. Nr. 249 vom 26. Oktober 1898.

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