Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 258

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den Genossen, die Anhänger der nur „praktischen Politik“. Wenn aber irgend etwas daran die Schuld trägt, daß diejenigen, die den alten Standpunkt der Partei gegen opportunistische Seitensprünge einzelner Genossen in Schutz nahmen, in Forte sprechen mußten, so war es gerade der Umstand, daß die Redaktion des „Vorwärts“ das ganz unhörbare Pianissimo für die angemessene Sprache des Zentralorgans hielt.

2. Genosse „gr.“ formuliert das Streitobjekt zwischen der revolutionären und der opportunistischen Richtung der Partei in den Worten: hier „Verelendung und Zusammenbruch“, dort „Aufstieg und Entwicklung“, und beweist damit, daß er nicht nur über die gegenseitige Position der Streitenden in dem Parteiganzen, sondern auch über den Inhalt des ganzen Streites die konfuseste Vorstellung hat. Die Entgegenstellung von „Verelendung“ und „Aufstieg“, mit der er die parteiübliche und die opportunistische Richtung zu kennzeichnen glaubt, formuliert tatsächlich etwas ganz anderes – nämlich den Gegensatz zwischen Anarchismus und Sozialismus. Nur die Anarchisten spekulieren auf die Verelendung der Massen, weshalb sie konsequenterweise auch als die politischen und theoretischen Vertreter des Lumpenproletariats betrachtet werden müssen. Die Sozialdemokratie stützt sich stets ganz umgekehrt auf den Aufstieg der Arbeiterklasse, auf die Hebung ihrer Lage. Genosse „gr.“ dürfte schon von der „verdammten Bedürfnislosigkeit“ der Arbeiter gehört haben, gegen die Lassalle seinerzeit donnerte. Was den Punkt bildet, an dem die Sozialdemokratie den Hebel ihrer Agitation ansetzt, ist nicht die absolute Verelendung der Arbeiterklasse, sondern der relative Rückgang ihres Anteils an dem von ihr geschaffenen gesellschaftlichen Reichtum, ein Rückgang, der mit dem absoluten Steigen der Lebenshaltung Hand in Hand gehen kann und auch tatsächlich geht. Die das Proletariat emporhebende Tendenz der kapitalistischen Entwicklung ist also nicht der Boden einer besonderen Richtung innerhalb der Sozialdemokratie, sondern der gemeinsame Boden der Sozialdemokratie im ganzen.

Dementsprechend kann es sich innerhalb der Sozialdemokratie nicht

darum handeln, ob für das Proletariat auf dem Boden der bestehenden

Gesellschaft durch praktische Tätigkeit etwas zu erstreben sei oder ob „man alles von dem Zusammenbruch erwarten“ soll. Die praktische alltägliche Tätigkeit behufs Aufbesserung der Lage der Arbeiterklasse ist vielmehr der einzige Modus überhaupt, sich sozialdemokratisch zu betätigen und auf den Zusammenbruch des Kapitalismus hinzuarbeiten. Die Frage, um die sich die Kontroverse dreht, ist eine ganz andere, nämlich: ob dieser praktische alltägliche Kampf, die Gewerkschaften, die Sozial-

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