Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 245

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Das Ergebnis der Debatte ist für alle Welt klar – der Opportunismus ist auch diesmal auf den Kopf geschlagen worden. Die Partei hat einmütig erklärt, daß sie an ihrem Endziel, an der Eroberung der politischen Macht behufs Abschaffung der kapitalistischen Ordnung, festhält, daß sie sich nicht den geringsten Illusionen in bezug auf Sozialreformen und auf unfühlbares, allmähliches Hinübergleiten ins sozialistische Jenseits hingibt, sondern daß sie im Gegenteil sozialen und politischen Katastrophen entgegensieht und festen Willens ist, sich immer der Rolle gewachsen zu zeigen und als Herr der Situation aufzutreten, daß sie endlich dem gegenwärtigen Staate gegenüber nicht nur keine Konzessionspolitik, sondern den Kampf bis aufs Messer weiterführen wird. Die Stimmung des Parteitages war nach der Debatte so erdrückend für die wenigen Vertreter des Opportunismus, daß sie, die im Anfang eine „gute Stimmung“ konstatieren zu können glaubten – siehe die erste Rede Vollmars –, zum Schlusse es aufgeben mußten, ihren Standpunkt in der allgemeinen Debatte überhaupt noch zu verteidigen.

Insofern haben wir allen Grund, mit dem Ergebnis der Diskussion zufrieden zu sein. Allein auch einige kritische Bemerkungen möchten wir hinzufügen, und zwar aus Anlaß des Verhaltens unserer „Alten“ in dieser Debatte. Wir hätten nämlich viel lieber gesehen, daß die Veteranen der Partei gleich im Anfang der Debatte ins Gefecht getreten wären, anstatt daß sie umgekehrt die Debatte selbst unmöglich zu machen suchten durch die Ablehnung des einzig vernünftigen Antrags, wonach ein besonderer Punkt der Tagesordnung die Diskussion über die Taktik einleiten und erleichtern sollte. Wenn die Debatte trotzdem eingeleitet wurde, so geschah es eben nicht dank, sondern trotz dem Verhalten der Parteiführer. Wenn dieses Verhalten auch durch Besorgnisse um den Ausgang der Debatte erklärt werden kann, so erwächst daraus nur der neue Vorwurf für unsere Alten, daß sie die Stimmung der Partei falsch einschätzten und daß sie so wenig entschieden waren, um jeden Preis und mit aller Energie der schädlichen Richtung entgegenzutreten. Die Debatte zunächst ihrem eigenen Schicksal überlassen, ruhig zwei Tage zusehen, „wie der Hase läuft“, und dann erst eingreifen, als die Wortführer des Opportunismus zur klaren Sprache gezwungen worden waren, dabei noch über die „zu scharfe Tonart“ derjenigen sich abfällig ausdrücken, deren Standpunkt man dann vollkommen aufrechterhält, das ist eine Taktik, die den Parteiführern in einer so wichtigen Frage schlecht steht. Auch die Erklärung Kautskys, wonach er bis jetzt seiner Meinung über die Bernsteinsche Theorie keinen Ausdruck gab, weil er sich vorbehalten hatte, das Schlußwort in der eventuel-

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