1894 | Insgesamt | Lebensmittel | Fabrikate | Rohstoffe und Halbfabrikate |
---|---|---|---|---|
in Millionen Rubel | ||||
nach Persien | 12 | 7,5 | 3,5 | |
nach China | 4,5 | 0,1 | 3,4 | 0,7 |
nach Mittelasien | 3,8 | 1,7 | 0,4 | 0,9 |
Man sieht, das Programm der russischen Regierung in Asien ist im ganzen noch weit von seiner Verwirklichung entfernt, und das erzielte Resultat entspricht jedenfalls dem in dieser Richtung gemachten Kraftaufwand in keiner Weise. Es wäre indes ein Irrtum, dies auf die technische Rückständigkeit der russischen Industrie allein zurückzuführen. Freilich steht Rußland in dieser Beziehung in einer ganzen Reihe wichtiger Branchen – wie der Metall-, der Wollindustrie etc. – anderen Industriestaaten nach, und es müßte, um den Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkte mit Erfolg aufnehmen zu können, unbedingt seine Produktionsmethoden vervollkommnen. Allein es kommt noch ein weiteres, nicht minder wichtiges Moment hinzu, welches hauptsächlich die Pläne der Regierung in Asien bis jetzt durchkreuzte. Denn auch da, wo die russische Industrie – wie in der Herstellung geringerer Sorten der Baumwollstoffe –, nach den kompetenten Zeugnissen einzelner Forscher[1] und selbst der britischen Konsuln in Persien, über die englische wohl den Sieg davontragen könnte, haben es die russischen Industriellen bis jetzt doch nicht weit gebracht, und die Ursache davon ist der ganze Habitus des russischen, speziell des Moskauer Unternehmertums, wie er sich infolge der langjährigen prohibitiven Zollpolitik Rußlands herausgebildet hat. Verhätschelt von der Regierung durch allerlei Liebesgaben und Begünstigungen, verwöhnt durch enorme Monopolprofite, verwöhnt ferner durch einen kolossalen innern Absatzmarkt und durch die Immunität von der auswärtigen Konkurrenz, verspürt das Moskauer Unternehmertum überhaupt weder Lust noch Bedürfnis, sich dem rauhen Wetter des Weltmarktes auszusetzen und sich mit gewöhnlichen Profiten zufriedenzugeben. Es ist sozusagen die Profithypertrophie, die die Moskauer so schwerfällig und apathisch in der Aufsuchung neuer Absatzmöglichkeiten macht, daß sie in dem auswärtigen Handel höchstens das Mittel sehen, entweder hohe Ausfuhrprämien einzustecken oder durch schwindelhafte Warenlieferungen und plumpste Prellereien in Gewicht, Maß und Warengattung einmalige Schacher-
[1] So sagt z. B. H. Kuhn in seinem Buche „Die Baumwolle, ihre Cultur, Structur und Verbreitung“, 1892: „Die russischen Produkte zeichnen sich durch Solidität vorteilhaft aus … Es werden zumeist nur die niedrigen Nummern angefertigt, aber in diesen kann Rußland selbst mit Engand erfolgreich konkurrieren.“ (Die Fabrikindustrie Rußlands, I, S. 23.) [Fußnote im Original]