Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 199

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Warenexport[1], endlich direkte Prämien zu diesem Zwecke. Die hier in erster Linie in Betracht kommenden Länder sind: China, Persien, Mittelasien und die Balkanstaaten. 1892 wurde unter der Leitung des Prof. Posdnejew eine Expedition, die sowohl wissenschaftlichen als Handelszwecken dienen sollte, nach Mongolien abgeordnet. Schon früher hatten die Russen daselbst die Pferdepost eingeführt, die von ihnen auch betrieben wird. In folgendem Jahre wurde nach Persien zur Erforschung der dortigen Handelsverhältnisse der Beamte des Finanzministeriums Tomara geschickt und, was besonders wichtig, zur Unterstützung des russischen Handels der Umbau des persischen Hafens Enseli in Angriff genommen. In demselben Jahre arbeitete das Finanzministerium einen Entwurf aus betr. die Verbesserung der Verkehrswege von der russischen Grenze nach Teheran, Tauris und Meschhed und die Gründung einer russischen Kreditanstalt in Persien. Um den Absatz in Ostsibirien für die eigenen Kaufleute zu monopolisieren und die Engländer aus dem Felde zu schlagen, beschloß Rußland 1896 das Portofranko auf dem Fluß Amur und in dem Hafen Wladiwostok, welches sich auf alle Erzeugnisse, ausgenommen die in Rußland mit Akzise belegten, erstreckte, abzuschaffen. Die wichtigste Maßnahme jedoch, wodurch die Regierung dem russischen Handel in Mittelasien unter die Arme zu greifen hoffte, war der kostspielige Bau der Transkaspischen Eisenbahn. – Nicht mindere oder, richtiger, noch viel mehr Aufmerksamkeit wendet Rußland China zu. Bis vor kurzem wurden die Handelsgeschäfte Chinas mit dem Auslande von der deutschen, französischen und einigen englischen Banken[2] besorgt. Die russische Regierung beeilte sich daher 1896, eine russische Bank in Schanghai zu gründen. „Eine Aufgabe der Bank“, schrieb seinerzeit das Organ des russischen Finanzministeriums, „ist es, den ökonomischen Einfluß Rußlands in China zu befestigen und dadurch ein Gegengewicht zu dem Einfluß anderer europäischer Nationen zu schaffen. Von diesem Standpunkte erscheint besonders wichtig, daß die Bank sich möglichst der chinesischen Regierung zu nähern sucht, daß sie in China die Steuern einkassiert, Operationen übernimmt, welche sie mit dem chinesischen Fiskus in Berührung bringen, Zinsen von den chinesischen Staatsschulden auszahlt“[3] etc. Die anderen

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[1] Siehe die Erlasse vom Dezember 1892 über die Rückvergütung der Zölle beim Export von Textilindustrieprodukten, ferner beim Zuckerexport. [Fußnote im Original]

[2] Deutsch-Asiatische Bank, Comptoir National d’Escompte de Paris, Hong-Kong and Shanghai Banking Corporation, Chartered Bank of India. Australia and China, Chartered Mercantil Bank of India, London and China, Bank of China, Japan and the Straits. [Fußnote im Original]

[3] Der Finanzbote, Nr. 52 vom 5. Januar 1896. [Fußnote im Original]